Kultur- und Geschichtsverein
Frickhofen e. V.

Aus der Fülle dieser Artikel möchten wir Ihnen - mit freundlicher Genehmigung des Verlages bzw. der jweiligen Autoren - in diesem Rahmen einige besonders interessante Beispiele zusammenstellen. Zur besseren Orientierung haben wir versucht, die jeweiligen Artikel thematisch zu ordnen.

Artikel von Heribert Heep

Entwicklung der Vereine in Frickhofen

Zur wirtschaftlichen, sozialen und politischen Situation in Frickhofen

Geschichte einzelner Familien und Personen

Zur Geschichte der Juden in Frickhofen

Weitere Themen

FRICKHÖFER FAMILIENGESCHICHTEN

Familie Schilling

Sein Auftreten vor dem Stadtschreiber war bestimmend, freundlich, in einer ihm ungewohnten Umgebung, einer dunklen, niedrigen Schreibstube. Jan, sein Name stand in keinem Taufregister, ob er überhaupt getauft, wo und wann er das Licht der Wett erblickte, war ihm nicht bekannt. Wer machte sich im Mittelalter Gedanken über Geburtstage und Namen, in einer Zeit, da das Leben sehr kurz sein konnte. Jan war Händler und hatte an jedem Markt einen anderen Namen, eine normale Willkür dieser Zeit. Aus den Hafenstätten der Niederlande kommend, da er gutes Geld verdient hatte, fand er einen neuen Handelsort am Mittelrhein, wo das Leben etwas ruhiger war.

In seiner neuen Heimat war es Pflicht sich bei der Behörde zu melden und einen Namen zu tragen, um die vielköpfige Stadtbevölkerung voneinander unterscheiden zu können. Des Disputes überdrüssig, den Jan mit dem Stadtschreiber bezüglich des Preises für die Anmeldung und Namensurkunde führte, fragte ihn die Amtsperson, ob ihm ein guter bürgerlicher Name keine zwei Schilling wert sei. Na, so war es auch wieder nicht, aber Jan als Handelsmann hatte sein Geld lieber in seinem Gürtel. Der Name auf der Urkunde des neuen Bürgers lautet also Johannes Schilling, eine weise Entscheidung des Stadtschreibers im Jahr 1454, welche auch die Zustimmung des neuen Bürgers und Händlers Johannes Schilling fand.

Wohnhaus der Familie Schilling

Peter Schilling, am 24. Februar 1802 in der 7ten Ventose im 10ten Jahr der französischen Republik zu Mayen geboren, in die Zeit des Napoleon, der Europa mit Krieg überzieht, dabei neu gestaltet und reformiert, der Kleinstaaten und Grenzen beseitigt, was für Handel und Wirtschaft förderlich ist. Für die Händlerfamilie Schilling war das Gebiet östlich des Rheins eine Herausforderung, mit der im Westerwald lebenden Bevölkerung Geschäftsverbindungen aufzunehmen. Die alte Handelsstraße Trier - Koblenz - Montabaur - Weilburg - Wetzlar bot sich gerade an, die Märkte zu besuchen. Möglich, dass Peter Schilling in der Marktgemeinde Ellar, an der die alten Handelsstraßen, auch die bedeutende "Hohe Straße", von Frankfurt zum Siegertand vorbeiführten, an einem Markttag seine Frau fand. Kunigunde Hahn, geb. am 14.07.1802 in Niedershausen bei Weilburg, war die große Liebe, mit ihr Peter Schilling am 24. Dezember 1826 in der alten Basilika in Lahr, die Johannes dem Täufer geweiht ist. getraut wurde.

Das Elternhaus in Mayen wird Johannes bei der Ausstattung der Färberwerkstatt in Lahr, unterstützt haben, vom Erfolg des Jungunternehmers überzeugt. Auch die Abwanderung von Färbern In der Hälfte des Jahrhunderts erleichterte eine Betriebsneugründung. Manche Blaufärber, die den Neuen das Feld und Färberfass überließen. wanderten nach Amerika aus. Die "Blue Jeans" zum Beispiel wurde von einer Blaufärberfamilie aus Fränkisch-Crumbach in die USA gebracht. Das Wohnhaus der Färberfamilie Schilling steht heute noch in der Nord-Straße der Gemeinde Lahr.

Für den Färber sind die Farbstoffe ein unentbehrliches Rohmaterial, das auf den Märkten angeboten wird, vom feinsten Färberwald bis zum besten Blaufärbemittel, dem Indigo aus dem fernen Orient. Für Peter Schilling und seine Westerwälder Kunden war das eine Nummer zu groß, er verwendete die Farbe aus der heimischen Natur, wie Birke, Schlehe, Holunder und andere bekannte Pflanzen, welche lichtechte Farben garantieren. Zum Einweichen des Färbegutes in die Beize stehen steinerne Becken bereit, in denen Peter durch Mischen und Experimentieren den gewünschten Farbton erzielt. Mit Zutaten wie Weinstein, Chrom und Zinn verbessert er noch einmal die Farbintensität. Nach einer Stunde Kochen wurde das Färbegut mit kaltem Wasser gespült und getrocknet.

Marktplatz von Leipzig 1870

Peter Schilling beschränkt sich nicht nur aufs Färben, er treibt auch Handel mit den Rohstoffen Leinen und Wolle, welche er von den Westerwälder Webstuben erwirbt. Auf den Kirchweih- und Herbstmärkten der näheren Heimat bietet er seine fertigen Produkte an vom blauen Linnen, bis zum feinsten Tuch in modischen Farben, was die Aufmerksamkeit der Marktbesucher auf sich zieht.

Was bedeutet Ansehen und Erfolg, eine sichere existentielle Grundlage, wenn die Familie von zehn Personen sieben Sorgenkinder hat, keine Seltenheit für damals? Vier Kinder starben innerhalb von acht Tagen, eine Tochter, Elisabeth, starb im 14ten Lebensjahr, zwei Töchter wurden 30 und 36 Jahre alt. Ein Sohn, Johann, geb. am 24.07.1835, blieb dem Ehepaar, der das handwerkliche Erbe des Vaters übernahm.

Johann Schilling Junior verließ um das Jahr 1855 sein Elternhaus und heiratete am 22.12. 1859 die Katharina Heep aus Frickhofen. Pfarrer Schmidt, der von 1843 bis 1861 in der Gemeinde tätig war. traute Katharina und Johann. Das Paar lebt in ihrem gemeinsam erbauten Haus in der Egenolfstraße, damals Vordergaße 134, dem Stammhaus der Familie in Frickhofen. Neben Färben betreibt das Ehepaar noch etwas Landwirtschaft wegen der Grundnahrung und baut selbst Flachs an, der Ende Juli, bevor die ersten Samen reifen, geerntet, der Rohstoff für den Linnen ist. Die Bearbeitung des Rohstoffes Flachs zu Stoffen von der Familie Schilling ist nicht zu beweisen, näher liegt, dass Johann das gute Leinöl für seinen Haushalt oder zum Verkauf gewann.

Maria Blank als junge Frau

Der Färberbetrieb Johann Schilling, ein Meisterbetrieb. bestand zweifellos, daher hat die Familie Schilling den Dorfnamen "Fabersch". Färbebottiche befanden sich noch nach dem zweiten Weltkrieg auf dem Anwesen in der Egenolfstraße.

Mit hochwertigen veredelten Stoffen und Leinen, den die heutige Bevölkerung nicht mehr kennen, da billiger Kunststoff für Wäsche und Kleidung verwendet wird, betreiben Fabersch Kath und Johann einen schwungvollen Handel, werden so durch ihre Leistungen zu einer angesehenen Händlerfamilie in Frickhofen aufsteigen. Vater Johann verließ seine Familie am 30.07.1923 hochbetagt im Haus seines Sohnes Wilhelm in der Bahnhofstraße. Seme Frau Katharina verstarb vor ihm am 04. August 1904 im 73. Lebensjahr.

Georg Blank

Der Beruf und Tätigkeit der Eltern wurde unausweichlich auf die Kinder übertragen, die nach ihrer Schulzeit mit auf Handelsreisen gingen. Johann, geb. 18.07.1860, war der älteste Sohn der Familie, der ins Land ging, mit seinem Vater erste Erfahrungen machte, in einem Land mit einer schwachen, doch in den Großstadtbereichen expandierenden Wirtschaft. Die aufblühenden Wirtschaftsräume in Sachsen, Nieder- und Oberschlesiens waren das Handelsgebiet der Schillings in der Zeit der nationalen Einigung um 1871 unter der Kanzlerschaft von Bismarck und der Gründung des zweiten deutschen Kaiserreiches. Eine Herausforderung für junge Menschen. Johann Schilling und Katharina Laux, Tochter der Händlerfamilie Philip Laux-Stumbe, das Leben in der Fremde zu bestehen. Das Paar fand Leipzig als Handelsplatz geeignet, von dort beide mit der Kiepe auf dem Rücken durch Sachsen zogen, sich der Nachfrage der Verbraucher anpassend mit Tuch und Haushaltswaren. Bei steigendem Einkommen in der Bevölkerung wurde auch mit Luxusartikeln gehandelt. Johann und Katharina heirateten am 18.10.1884 in Leipzig. Aus ihrer Ehe ging ein Kind Maria hervor.

Um die Jahrhundertwende erstellte die Familie in der Egenolfstraße ein Wohnhaus, welches später von seinem Schwiegersohn Johann Schäfer-Kilbinger und dessen Ehefrau Maria Katharina übernommen wurde.

Die Tochter des Johann Schilling sen., Maria, geb. 06.08.1867. heiratet am 16. Oktober 1893 in Leipzig den Händler Georg Blank aus Langendernbach. * 29.05.1865, +29.09.1944. Aus dieser Ehe gehen zwei Kinder hervor.

Franz-Josef Gresser