Kultur- und Geschichtsverein
Frickhofen e. V.

Freibad Frickhofen

Begonnen wurde der Bau des Schwimmbades Anfang der 1930er als Maßnahme zur Arbeitsbeschaffung in der Folge der Wirtschaftskrise.

Nach dem Krieg war es so nicht mehr nutzbar und wurde erst 1953 nach umfangreicher Renovierung wieder eröffnet.

Im Laufe der Jahre folgten noch weitere Umbauten wie die Auskleidung des Beckens mit einer Folie, der Bau einer Schwimmbadheizung und schließlich der vollständige Umbau Anfang des neuen Jahrtausends, um neue EU-Auflagen zu erfüllen.

Renovierung und Wiedereröffnung des Frickhöfer Schwimmbads 1953

In dem Heft: "Tausend Jahre Frickhöfer Geschichte" von Heribert Heep heißt es unter dem Jahr 1935: "Unsere Badeanstalt, 450 Meter unter der Dornburg, wurde nach einem Projekt des Architekten Peter Schardt erbaut. Die tiefste Stelle misst drei Meter."

Schwimmbad vor WK 2
Bild des Schwimmbades vor dem zweiten Weltkrieg

Die vier Jahre bis zum 2. Weltkrieg benutzten die Frickhöfer das Schwimmbad gut und gerne. Sogar die Lehrerin Frl. Hiegemann, die mehrfach vor ihren Schülerinnen gegen häufigen Schwimmbadbesuch gewettert hatte, sah man später des Öfteren auf den Liegewiesen, nachdem der Junglehrer Johannes das Schwimmbad frequentierte.

Im Krieg stand den Leuten nicht der Sinn nach Freizeitvergnügen und von der NS-Partei war solches auch nicht erwünscht. Auf den Liegewiesen ließ die Partei Maulbeerbäume anpflanzen. Bei entsprechender Baumgröße sollten dort aus den Kokons der Seidenraupen Garn für Fallschirmseide geerntet werden.

Das Schwimmbecken wurde nicht mehr gewartet und gepflegt, so dass es langsam verfiel. Das Wasser verschmutzte. Auch die 25cm dünnen Betonschalensteine an der Beckenmauer bröselten vereinzelt, so dass das Schwimmbadwasser Ende der 40er Jahre versickerte. Danach wurde das leere Bassin anfangs als Tennisplatz, später als Abfallgrube benutzt.

Handlauf am Becken
Blick über das Becken Richtung Dornburg

Nach der Währungsreform im Juni 1948 und der Aufhebung der staatlichen Zuteilungswirtschaft durch Direktor Ludwig Ehrhard ging es aufwärts in Westdeutschland mit Arbeit und Konsum. Am 9. Juli 1949 stellten Schule, Sport- und Turnverein sowie das neugegründete ‚Jugendforum’ bei der Gemeinde den Antrag, das Schwimmbad-Bassins zu renovieren und auszubauen. Nach Berechnung von Sachverständigen sollten sich die Wiederherstellungskosten auf ca. 15.000 DM belaufen. Die Finanzlage der Gemeinde ließ die Akzeptierung des Antrags nicht zu.

Im Jahre 1951 startete der junge kaufmännische Angestellte Alfred Bausch eine neue Initiative, das Schwimmbad wieder benutzbar zu machen. Bausch war Mitglied im Gemeindeparlament und versuchte zuerst, den damaligen Bürgermeister Josef Brötz für seine Pläne zu gewinnen. Der winkte zunächst ab. Auch andere Frickhöfer Pfahlbürger waren der Meinung, man sollte die Träume von einem Schwimmbad begraben und das Becken zu einer Müllkippe nutzen. Ebenfalls sprachen die hohen Renovierungskosten gegen eine Wiederinbetriebnahme.

Aber Bausch ließ nicht locker. Er brachte die Idee ins Spiel, die ersten Ausbauarbeiten in Eigenleistung von Freiwilligen aus der Gemeinde vollziehen zu lassen. Dazu machte er den Vorschlag, das alte 48 Meter lange Becken um zwei Meter zu verlängern, damit man standardgemäße Schwimmbahnen hätte, so dass man vielleicht sogar regionale Schwimmwettkämpfe nach Frickhofen holen könnte. Das jedenfalls überzeugte viele Frickhöfer und besonders die aktiven Vereinsmitglieder.

Schwimmbad Liegewiese

Alfred Bausch ließ Feldbahngleise an das Schwimmbad legen, so dass die ausgehobene Erde mit Kipploren leicht fortgeschafft werden konnte. An mehreren Samstagen arbeitete eine stattliche Anzahl von Frickhöfer Männer daran, den Erdaushub für die Verlängerung des Schwimmbads auf 50 Meter wegzuschaffen. Dabei stand die feste Masse des Aushub-Materials etwa im gleichen Verhältnis wie die flüssige Menge des Bierkonsums. Nun gingen Mauerer daran, die schadhaften Stellen an den Beckenrändermauern auszubessern. Schließlich musste die Mauer am Kopfteil des verlängerten Beckens neu errichtet werden.

Nach der Vorleistung von Freiwilligen stand der Gemeindevorstand erst recht in der Pflicht, seine Aufgaben bei der Wiederherstellung des Schwimmbads zu erfüllen – vor allem sich um die Finanzierung zu kümmern. Inzwischen war ein Anstieg der Sanierungskosten bei nachhaltiger Ausführung zu erwarten, die Gemeindefinanzen waren aber nicht viel besser geworden als 1949. Woher das Geld nehmen, wie Zuschüsse organisieren?

Alfred Bausch mietete sich einen VW-Käfer, packte den Bürgermeister Brötz und Gemeinderechner Preus in den Wagen und fuhr mit ihnen nach Wiesbaden zum Innenministerium auf Betteltour. Auch beim zuständigen Regierungspräsidium in Darmstadt versuchte man Geld locker zu machen. Auf den Fluren der Hohen Behörden sagten die beiden offiziellen Gemeindeführer zu Alfred Bausch: "Dau geehst vier!" Doch im Gespräch mit dem Behördenvertretern fanden alle drei Frickhöfer wieder zur Sprache. Sie führten mehrere Gemeinnützigkeitsargumente an wie: ein Bad für Familie und Jugend, für Sportvereine und Wettkämpfe. Sogar der Hessische Rundfunk brachte eine Meldung von der Frickhöfer Schwimmbadinitiative heraus. Jedenfalls erreichten die drei mannhaften Geldschöpfer einen ansehnlichen Zuschuss der Behörde.

Becken mit Pappeln
ecken mit Pappeln

Alfred Bausch mietete sich einen VW-Käfer, packte den Bürgermeister Brötz und Gemeinderechner Preus in den Wagen und fuhr mit ihnen nach Wiesbaden zum Innenministerium auf Betteltour. Auch beim zuständigen Regierungspräsidium in Darmstadt versuchte man Geld locker zu machen. Auf den Fluren der Hohen Behörden sagten die beiden offiziellen Gemeindeführer zu Alfred Bausch: "Dau geehst vier!" Doch im Gespräch mit dem Behördenvertretern fanden alle drei Frickhöfer wieder zur Sprache. Sie führten mehrere Gemeinnützigkeitsargumente an wie: ein Bad für Familie und Jugend, für Sportvereine und Wettkämpfe. Sogar der Hessische Rundfunk brachte eine Meldung von der Frickhöfer Schwimmbadinitiative heraus. Jedenfalls erreichten die drei mannhaften Geldschöpfer einen ansehnlichen Zuschuss der Behörde.

Nun versuchten die Herren vom Gemeindevorstand noch weitere Geldquellen aufzutun. So wurden Schulkinder mobilisiert als Sammler. Man gab ihnen Spendenbänder mit dem Gemeindestempel, die sie an Bekannte und Verwandte verkaufen sollten. Mit der Aussicht auf fünf Freikarten wurde auch durch diese Aktion wieder ein Stück der Schwimmbadfinanzierung erkleckert

Danach konnten Angebote für die Beckendichtung eingeholt werden. Die Trierer Firma Karnati machte die Offerte, für 76.000 DM Beckenboden und Rand mit einer Elefantenhaut auf Teerbasis nachhaltig abzudichten. Das Unternehmen bekam den Auftrag.

Nun stellte sich die Frage: Woher das Wasser nehmen für das Schwimmbadbassins? Die nahe Quelle ‚Steinborn’, auch ‚Stabourn’ genannt, hatte schon das alte Schwimmbad gespeist. Sie lag rechtsseitig an der Stelle, wo der Grillhüttenweg nach der Dornburg abbiegt. Es war eine offene Quelle mit Wassertemperatur von fünf Grad plus, aus der auch Bauern und Feldarbeiter schöpften. Ebenfalls bezog die Dornburg mit dem land- und gastwirtschaftlichen Betrieb von Carl Fischer ihr Trink- und Brauchwasser aus dieser Quelle.

Plakat zur Eröffung
Plakat zur Eröffung am 28. Juni 1953

Zunächst setzte man eine Saugpumpe neben die Quelle – aber das funktionierte nicht. Ein Experte riet, die Quelle mit Betonringen einzufassen und darein die Pumpe mit fünf ATÜ einzulassen. Gleichzeitig musste man eine Entkalkungsanlage vorschalten. Das Quellwasser wurde zunächst in geschlossenen Betonrohren abgeleitet, teilweise auch in offener Rinne, damit sich das vergleichsweise kalte Quellwasser an der Luft erwärmte, bevor es das Schwimmbecken füllte.

Nach einiger Zeit stellte man fest, dass die geschlossenen Betonrohre nahe der Steinbornquelle aufgeschlagen waren. Da die ehemals offene Quelle nun gefasst war, konnte der Dornburg-Landwirt Fischer nicht mehr sein Vieh zur Tränke führen und so ließ er kurzerhand die wasserführenden Betonrohre aufschlagen, so dass sie als Trog-Tränke mit fließendem Wasser funktionierten.

Zur Vervollständigung der Schwimmbadanlage wurden zwei Barackengebäude als Umkleidekabinen errichtet. Ein Drei-Meter-Sprungbrett durfte auch nicht fehlen.

Die Eintrittspreise betrugen 50 Pfennig für Erwachsene und 20 Pfennig für Kinder. Zum Haus- und Bademeister wurde der pensionierte Polizist Hermes bestimmt. Der war ein Verwandter von Anton Schüller. Er hatte sich nach seiner Pensionierung in Frickhofen niedergelassen.

Festzug am Schwimmbadweg
Festzug am Schwimmbadweg - Kapelle Schlitt und Löffelgarde

Am Anfang gab es noch einige Experimente mit der Badeordnung. Die Kriegsversehrten reklamierten reservierte Öffnungszeiten für sich, um nicht ihre verstümmelten Glieder in der Öffentlichkeit präsentieren zu müssen. Also wurde der Montag zum Versehrten-Schwimmbadtag erklärt. Pfarrer Jäger meinte, dass badende Frauen vor allzu neugierigen Blicken geschützt werden müssten. Also bekamen die Frauen den Dienstag reserviert, aber es kam keine einzige, sodass man diese Regelung schnell wieder fallen ließ. Schließlich bemängelte der Pfarrer, dass unter den halbwüchsigen Tannen am Rande des Geländes Halbwüchsige Halbzüchtiges treiben könnten. Also wurden die Zweige bis zur halben Wuchshöhe abgeschnitten.

Am Sonntag, dem 28. Juni 1953, war alles bereit, um eine große Eröffnungsfeier ablaufen zu lassen. Egon Quirnheim hatte das Plakat gestaltet und alle kamen, um sich an der Kirche zum wohlgeordneten Festzug aufzustellen: der Landrat und seiner Pfeife vornweg sowie der Bürgermeister und die Herren vom Gemeindevorstand. Alle Vereine waren mit Abordnungen vertreten, auch die Kochlöffelgarde jenes Jahres hatte sich aufgestellt. Die Kapelle Jupp Schlitt spielte die Zug- und Begleitmusik.

Festbesucher am Beckenrand
Festbesucher am Beckenrand

Am Schwimmbad angekommen, formierten sich die Zugteilnehmer rund um das Schwimmbecken. Böllerschüsse von Sprengmeister Nink sollten das Startzeichen für die Eröffnungsreden geben, aber die Lunte für die sogenannten "Katzenkopf"-Munition war fehlerhaft. Schließlich gab die Musikkapelle den Start-Tusch. Nach seiner Eröffnungsrede sollte Bürgermeister Brötz – so der Vorschlag - als alter Marinemann aus dem Ersten Weltkrieg in voller Montur ins Becken springen, was mit Rücksicht auf die Würde des Amtes und des Alters dann doch nicht realisiert wurde. Aber auch ohne diesen spektakulären Platscher herrschte allseits Zufriedenheit darüber, dass die Frickhöfer mit Initiative und Gemeinschaftsgeist dieses Projekt gestemmt hatten: ein olympiabahnreifes Schwimmbad mit einer riesigen Liegewiese.

Hubert Hecker