Kultur- und Geschichtsverein
Frickhofen e. V.

Die Schulchronik beginnt mit zwei Anschreiben der "Herzoglich Nassauische(n) Landes-Regierung an den herzoglichen Schul-Inspektor, Herrn Geistlichen Rath Bausch zu Hadamar" vom 14. August 1819 und vom 12. August 1820.

Laut Notiz auf dem Deckblatt beginnt der Schullehrer A. Schmitt die Eintragungen am 24. April 1822.

An den Anfang stellt Schmitt nach Rücksprache "mit dem Herrn Pfarrer, dem Schultheißen, den Ortsvorstehen und mit den Aeltesten der Gemeinde" eine Übersicht zur Entwicklung der Schule seit dem Jahr 1730, die hier als Einleitung widergegeben wird.

Die regelmäßigen Eintragungen befassen sich mit den personellen Entwicklungen an der Schule, der Anzahl der Schüler und den Ergebnissen der Frühjahrs- bzw. Herbstprüfungen.

Die über fast 100 Jahre von verschiednen Lehrern handschriftlich geführte Schulchronik wurde dankenswerterweise von Klaus Bär transkribiert. Dabei wurde einer möglichst korrekten Transkription ein höherer Wert beigemessen, als heutigen orthographischen und grammatikalischen Regeln. Wo der Text kaum leserlich ist, finden sich in der Transkription verschiedene Hinweise (z. T. als Fußnoten) oder Auslassungszeichen.

Im Rahmen deser Webseite sind nur einige, besonders markante Eintragungen aus der Schulchronik ausgewählt worden. Der vollständige Text liegt dem Kultur- und Geschichtsverein Frickhofen e. V. vor.

Schulchronik

Einleitende historische Vorbemerkungen

Im Jahre 1730 kam der Schullehrer Philipp Weier auf die hiesige Schule und versah den Schul- und Küsterdienst bis zum Jahre 1748, mithin an 18 Jahren. Wo derselbe geboren und welche Lehrmethode er in der Schule hatte, ist unbekannt. Nicht im Sommer, sondern nur im Winter wurde während der Dienstzeit dieses Lehrers Schule gehalten.

Nach dem Tode dieses Schullehrers wurde Leonardus Weier geboren in Weier Kirchspiels Oberweier, vorher Schullehrer in Waldernbach von der damaligen Regierung im Jahre 1748 hierher dekradiert und ihm, gleich seinem Vorgänger der Schullehrer und Küsterdienst übertragen. Er unterrichtete die Kinder der damaligen hiesigen Einwohner, sowie die Kinder der Einwohner der Dörfer Dorndorf und Wilsenroth. Die damals übliche Schulbücher waren das alte Mainzer a b c Buch und derselben Katechismus. Buchstabieren und Lesen in diesem, sowie in dem Evangelium-Buch waren die Hauptbeschäftigungen der Kinder. Auch wurde ein ziemlich jedoch unvollständiger Unterricht im Lesen und Schreiben ertheilt.

Ungefähr 100 Kinder von den 3 genannten Orthschaften besuchten damals die Schule. (...) Auch um diese Zeit wurde nur im Winter Schule gehalten. Eltern und Lehrer hatten wenig für geistige Bildung. Der Unterricht war einfach und mechanisch. Weier hatte den Schuldienst von 1748 bis 1778, also an 30 Jahren versehen, und nun beschloß der Tod seinen Lebenslauf.

Schule in Frickhofen um 1740

1778 wurde dem Schullehrer Jakob Stahl geboren in Waidmannshausen welcher früherhin von dem Herrn Pastor Thüringer dahier auf die Filialschule Mühlbach und Waldmannshausen berufen war, von dem ehemaligen fürstlichen geistlichen Consistorium in Dillenburg die hiesige Schule durch ein verehrliches Dekret übertragen.

(Es folgt - nach kurzer Einleitung - ein vollständig zitierter Erlass der Landesregierung) Diesem hohen Erlaß zufolge, ließ der selig verstorbene Herr Pastor Thüringer alle damalige nunmehr in Gott ruhende Herr Schullehrer des hiesigen Kirchspiels, nämlich: Jakob Stahl von Frickhofen, Fritz Jung zu Dorndorf, Ed.... Horn zu Wilsenroth, Johann Wilhelm Schunt (?) in Langendernbach, Peter Geng in Mühlbach und Wilhelm Jansen in Dorchheim zusammen kommen, um sie in der selbigerischen Methode zu unterrichten. Nachdem die genannten Lehrer in dieser Methode einen gesamten Sommer hindurch Unterricht genoßen und sie sich hinlängliche Kenntniße davon erworben hatten, bemühten sie sich, die Kinder ihrer Ortsbewohner mit der beseligenden Lehre bekannt zu machen.

1814 berief der Herr geistliche Rath Bausch in Frickhofen, dermalen Stadtpfarrer in Hadamar den Schulkandidaten Johann Georg Bär, geboren in Seck, von der Filialschule Neustadt, herzogliches Amt Rennerod auf die hiesige Schule, um dieselbe bis zur Ernennung eines eigentlichen Schullehrers als Schulvitarius versehen. Ohne merkwürdige Begebenheiten versah Bär treu und fleißig den hiesigen Schullehrer- und Küsterdienst bis zum 24ten Febr. desselben Jahres.

Unter diesem Datum wurde dem Johann Wilhelm , geboren zu Ellar, Kirchspiels Lahr, vorher Schullehrer in Ahlbach Kirchspiels Oberweier als Lehrer und Küster von der fürstlichen Regierung Konsistorial-Sektion in Dillenburg die hiesige Schulstelle angewiesen. Abel (hier könnte ein Fehler in der Transskription vorliegen) behielte den obengenannten Bär als Gehülfe bis zum 1ten Mai 1815, wo derselbe als 2ter Lehrer mit Bewilligung des Herrn geistlichen Raths Bausch in Frickhofen in die Schule nach Dorchheim kam. Schullehrer Abel aber versah den ihm anvertrauten Dienst allein bis zum Anfang der Winterschule desselben Jahres. Um diese Zeit miethtete er sich den Schulkandidaten Johannes Schmitt von Langendernbach; und beide Lehrer ertheilten mit Eifer der Schuljugend Unterricht. Vorgesetzte und Eltern waren sehr wohl zufrieden und lebten mit ihnen in Liebe und Einigkeit. Allein Gott zerriß dieses enge Band zu frühe, indem er Abel in der schönsten Blüthe seines Lebens am 6ten Septbr. 1816 von der Erde nahm. Alle Schulkinder betrauerten mit wehmüthigem Herzen den Tod ihres theuren, guten und frommen Lehrers. Die hinterlassene Wittwe zog bald nach der Beerdigung ihres geliebten Mannes wieder mit ihrer einzigen Tochter nach Ahlbach.

Zur größten Zufriedenheit der Ortsbewohner versah Johannes Schmitt nach des Abels Tod den Schullehrer= und Küsterdienst allein bis zum 13ten Oktbr. 1817, wo derselbe, so wie noch 61 Schulkandidaten des Herzogthums von herzoglicher Landesregierung nach Idstein nach dem sie früherhin einer Landes (?)prüfung beigewohnt hatten, berufen, um die neue Lehrmethode, welche der Herr Inspektor des königlich=würtembergischen Schullehrer=Seminariums zu Eßlingen im Jahre 1816 schon im Herzogthum eingeführt hatte, zu studieren.

Auszüge aus den jährlichen Eintragungen

1817

Nach dem landesherrlichen Edikt vom 3ten Mai 1817 wurde der Herr geistliche Rath und Pastor Bausch in Frickhofen als Schul=Inspektor für die Schullehrer des Amtes Hadamar ernannt. Dieser fordert bald hierauf, höherer Verfügung gemäß, in jedem Schulorte seiner Inspektion Schulvorsteher an, welche auf das Wohl der Schule zu sehen hatten. Zu hiesiger Gemeinde wurde der H. Schultheiß Stahl, Feldgerichtsschöffen Joh. Georg Heep u. Peter Stahl gewählt. Die Pflichten dieser Individuen und ihrer Nachfolger sind in dem oben angeführten hohen Edikt vorgeschrieben.

Vom 13ten Oktbr. 1817 an versah der Schulkandidat Engel von Ahlbach jetziger Schullehrer in Wilsenroth, den hiesigen Küster und Schullehrerdienst bis zum 12ten Januar 1818 und wurde nun bald darauf auf die Schule nach Steinbach berufen. Nichts Wichtiges war während der Dienstzeit dieses Kandidaten vorgefallen.

1818

Den 12ten Januar 1818 wurde Anton Hellerbach von Niederselters, damals Schullehrer in Eisenbach, als Musterlehrer auf die hiesige neueingerichtete Elementarschule von herzoglich hoher Landes=Regierung durch ein hochverehrendes Dekret ad Num. Reg. 33,198 berufen. (...)

Bischof Bausch 1840
Johann Wilhelm Bausch, Bischof von Limburg, früherer Pfarrer von Frickhofen, etwa 1840

Im Mai 1818 wurde von dem Herrn Schulinspektor Bausch die Verfügung getroffen, daß alle Schullehrer seiner Inspektion /: 18 an der Zahl :/ bei dem obengenannten Hellerbach in den im höchsten Edikte vom 29ten März 1817 vorgeschriebenen Lehrgegenstände sich unterrichten laßen sollen. Es waren folgende: Schullehrer Joseph Jung von Dorndorf, Jakob Bäcker von Wilsenroth, Anton Schmitt von Langendernbach, Johannes Jung von Mühlbach, Christian Jansen von Dorchheim, Joh. Wilhelm Heep von Ellar, Joh. Wilhelm Schmitt von Hausen, Joh. Georg Lulka (?) von Fußingen, Wilhelm Schmitt von Waldernbach, Jakob Bausch von Lahr, Johannes Bender von Hintermeilingen, Johannes Jung von Hangenmeilingen, Stein von Oberzeuzheim, Michael Eisenmenger von Niederzeuzheim, Jakob Engel von Steinbach, Jakob Rupel (?) von Ahlbach, Jakob Widderstein von Offheim und Christian Weier (Meier?) von Thalheim. Dieser Lehrkursus wurde im Herbste 1818 mit der besten Zufriedenheit des Herrn Schulinspektors beendigt. Hellerbach bekam auf Verfügung herzoglich hoher Landesregierung zur Belohnung des ertheilten Unterrichts von jeder vorhin genannten Gemeinde zwey Gulden. Die allgemeine Schulorganisation begann auch in demselben Jahre, und Hellerbach wurde bei derselben nach Niederbrechen herzoglichen Amts Limburg versetzt.

1819

Im Jahre 1819 den 9. Januar wurde Anton Schmitt vorhin Schullehrer in Langendernbach auf die hiesige Schule dekradirt und ihm dieselben Dienstverrichtungen und dieselbe Besoldung wie seinen Vorgängern zugedacht. Dem mehrgedachten landesherrlichen Edikte vom 29ten März 1817 gemäß wurde im Sommer 1819 eine Industri=Lehrerin Namens Anna Maria Schmitt, Tochter des gegenwärtigen Schullehrers Anton Schmitt ernannt, welche der weiblichen Jugend in den gewöhnlichen Arbeiten weiblichen Industrie=Unterricht ertheilte. In diesem Sommer mußten die Schullehrer der Inspektion Hadamar wieder zwei Stunden jeden Mittwoch Nachmittag Unterricht bei dem Schullehrer Feiner (?) in Hadamar nehmen, um sich noch besser mit der neuen Lehrmethode bekannt zu machen.

Den 14ten August 1819 wurde der Herr geistliche Rath und Schulinspektor Bausch mit Beibehaltung seines Charakters nach Hadamar als Stadtpfarrer versetzt, - an dessen Stelle kam der Herr Pastor Hilb von Oberweier. Zur Verbreitung der Lehre Jesu und zur Beförderung des Guten wurden der hiesigen Schule 26 Stück von (?)-ischen Bibeln geschenkt, welche unter die armen Schulkinder vertheilt wurden.

1820

Im Mai 1820 war die erste Frühlingsprüfung,

welcher der Herr Schulinspektor beiwohnte, und nach Beendigung derselben seine Zufriedenheit darüber äußerte. Bei dieser Prüfung bestund die 1te Klaße aus 24 Knaben, 38 Mädchen, die zweite aus 34 Knaben, 28 Mädchen; die 3te aus 8 Knaben, 21 Mädchen und die 4te aus 10 Knaben und 15 Mädchen. Unter den 24 Entlassenen waren 15 Knaben, 9 Mädchen, und unter den aufgenommenen 5 Knaben und 16 Mädchen.

24

38

   

34

28

 

317

8

21

 

177

15

9

 

140

81

96

   

Auf der Frühlingsprüfung 1821, welche den Erwartungen des Herrn Schulinspektors entsprach, wurden 39 Schüler entlaßen und 46 aufgenommen.

Auszüge aus den jährlichen Berichten

1824

Altes Schul- und Rathaus von Frickhofen Innenansicht
Altes Schul- und Rathaus von Frickhofen Innenansicht

den 13ten November des Morgens zeigte sich, gewöhnliches Tauwetter, welches nicht allein den Tag, sondern auch die folgende Nacht mit einem langsamen Regen anhielt. Am Sonntag den 14ten d. verstärkte sich das Wasser, aber doch hielt es hier nur mit einem allgemeinen Regengießen bis gegen des Nachmittags von 3 bis 4 Uhr an, und das Wasser wuchs und wuchs so, daß es 86 jährigen alten Bewohnern des Dorfes überall zum Erstaunen so angeschwollen war, daß es in dem Hinterdorf, die Bewohner durch ihre gewiß wohlgebauten Gebäude drang, und Menschen und Vieh in der größten Gefahr standen. Den folgenden Tag nemlich am Montag hörte man: daß dasselbe, von der Elbe (Anm.: Elbbach), welche ihren Ursprung bei dem Dorfe Elbingen, herzogliche Amts Meudt - nimt, von der Gemarkung Westerburg, Herzogliche Amts Rennerod bis zum Einsturz der Lahn drei gutgebaute steinerne Brücken und sieben Fußsteege zerrißen und zum größten Theile mit fort geflossen.

1826

Im Jahre 1826, im Monat August wurde laut herzogliche Landes-Regierung Verfügung hier so wie in allen anderen Gemeinden, was der schon früher geschehen, eine Gemeinds-Baumschule, überm Dorf, auf der Kühwiese (?), an des Johannes Flucke (?) Baumschule von 36 Ruthen neu angelegt: Die selbe wurde gleich mit einem ....mäßigen Graben begränzt - von den Gemeindsgl....dern gegraben und mit einer lebende ..zede besetzt.

Im November d. J. hat der Schullehrer Schmitt, mit seinen Schülern der 4ten Klasse, in dem Gemeindswalde nach bewirkter Erlaubniß einhundert wilde Kirschbäume unentgeldlich ausgesucht, und zur Veredelung dahin ausgesetzt.

b/ Sodann wurden auf Kosten der Gemeindekasse vom Baumgärtner Johannes Fluck wilde Apfelbäume-Stämchen zur Veredelung angekauft.
c/ Fünf hundert dreyjährige Apfelbäume .. 160 fl. 45 Kr. macht 8145 ..
d/ Ebensoviel zweyjährige pr. 100 ½ fl. 3 . 30 Kr.
e/ ...jährige pr. 100. 45 Kr. macht 3 ..
folglich betragend in Kosten 15 fl. 15 Kr. Die gesuchte so wie die gekaufte Stämchen sind im Herbst u. Frühjahre gesetzt worden.Nach der gewonnenen Einsicht u. eingestellte Probe sind wenige davon gederrt.

1836

Kopie der Schulerweiterungsplanung
Plan für die Erweiterung des Schulhauses am Ort des heutigen Rathauses

Dienstag, den 8ten November 1836 zwischen 7 und 8 Uhr Morgens wurden die hiesigen Einwohner durch eine seltsame Erscheinung in Staunen und Schrecken gesetzt. Es war der LUFTBALLON des Herrn Mechanikers Green aus London. Er wurde über dem St. Blasiusberg, an der dortigen Kirche, den hiesigen Einwohner zuerst sichtbar, nahm seine Richtung an der Dornburg vorbei über die Papiermühle ins ### Kirchspiel. Dem unbewaffneten Auge schien der Ballon selbst von der Größe eines halböhmigen Faßes, die Gondel von der Größe einer 1 ½ Fuß langen und 1 Fuß breiten ### (...)

In der Mitte der Gondel befindet sich eine Winde, an welcher der von einem zum Theil aus Gummielasticum bestehenden, und dadurch viel dehn- und haltbarenen, 1000 Fuß langem, Seile gehaltenem 5 zähnige Anker herabgelassern wird, was vor den Versuchen des Herrn Green noch nicht geschehen war, mit Kohlewasserstoffgas gefüllt (...)

über der Gondel hängt eine Lampe von sehr dickem, außergewöhnlich elastischen Glase, die eine solche Einrichtung hat, daß das durch Fischthran (?) genährte Licht nicht wohl erlöschen kann. Unverschlossenes Feuer darf nicht unterhalten werden, weil leicht der ganze Luftball sich davon entzünden könnte, wie dies dem ersten Luftschiffer PILATRE DE ROZIER und seinem Reisegefährten ROMAIN im Jahre 1785 widerfuhr, die aus der Höhe herabstürzten und zerschmetterten.

1842

Außer den gesetzlichen Ernteferien fand keine Unterbrechung des Unterrichts statt, obgleich die Sommerschule hiesigen Bewohnern als etwas drückendes und lästiges erscheint. Ein pünktliches Schulhalten ist daher hier keineswegs das Mittel, die Gunst und Gewogenheit der meisten Bürger zu gewinnen. Mit Bedauern muß man daher wahrnehmen, wie so Viele der Schule gerade entgegen zu arbeiten suchen. Se-gt auf den Unterricht Einfluß habendes kam im Sommersemester mehr vor. Ein Umstand, durch den so viele und allgemeine Klagen über allgemeine Noth laut werden, verdient wohl auch hier eine Stelle einzunehmen, es betrifft nämlich die Hitze und Dürre des Sommers. Schon der Frühling war trocken und zum Bearbeiten der Felder ungeeignet. Der Sommer war heiß und verbreitete allgemeine Dürre, vergebens hoffte man so sehnlichst weit und breit auf Regen. Die kleineren Gewässer verloren ihr Wasser gänzlich, der sonst so starke Elbbach war so klein geworden, daß er überall zum durchwandern geeignet war. Die Sommerfrüchte lieferten eine schlechte, dagen die Winterfrüchte eine mittelmäßige Ernte. Futtermangel herrschte, allgemein Heu wurde sehr wenig, Grummet fast gar nicht geerntet.

1843

Bemerkenswerthe Theurung

Die im Jahre 1842 statt gehabte Dürre hatte für das 1843er Jahr allgemeine Theurung zur Folge. Aller Fruchtvorrath wurde aufgezehrt und reichte kaum hin; das Malter Korn stieg zu einem Preise von 33 fl. (Drei und dreißig Gulden), der Laib Brod wurde mit 24 bis 28 Kreuzer bezahlt. Theurung und Noth würden höher gestiegen sein, hätte der Allgütige nicht durch die 1843er reichliche Ernte hinreichenden Ersatz geleistet, wodurch alle Noth und Theurung verschwand.

1845

Bemerkenswerth ist die strenge anhaltende Kälte des Winters. Der Vorwinter war ziemlich gelind mit wenigem Schnee, dagegen fiel Ende Januar der Schnee in Mengen, und mit dem 28t selbigen Monats begann eine der strengsten Kälte, die ohne Unterbrechung bis zum 23ten März anhielt. An diesem Tage, als am h. Osterfeste entstand das erste Thauwetter und erst am Ende des Monats war der Schnee völlig verschwunden.

Die Sucht der Auswanderung nach America hat sich in diesem Herbste auch dahier eingeschlichen, vier Familien erreicht

  1. Philipp Jung
  2. Johs. Pötsch V.
  3. Peter Schandua, Zimmermann
  4. Jakob Blank (?), Leineweber
Titelblatt Beschreibung des Staates Texas
Handbuch für Auswanderer nach Texas

von der Hoffnung bethört, dort bald zu großen Reichthümern zu gelangen, verkauften dahier Hab und Gut, sagten ihrem Vaterlande ein Lebewohl und eilten dem era--en Texas, ### zu.

Auf eine sonderbare Kartoffellese, welche in diesem Jahre stattfand, verdient dahier einer besonderen Erwähnung. Im Vorsommer standen die Kartoffeln in einer so üppigen Blüthe, daß man auf neue reichliche Ernte Hoffnung machte. Diese Hoffnung blieb jedoch leider unerfüllt. Als die Kartoffeln bald zur Ernte gelangten, wurde das Kraut augenblicklich gefärbt und starb ab. Die Kartoffeln in der Erde bekamen ebenfalls schwarze Flecken und fingen an zu faulen. Diese Fäulniß war jedoch mehr eine trockene, so daß die meisten angesteckten Kartoffeln noch als verfuttert benutzt werden konnten. Im Verhältnis zu den übrigen Jahren wurden in diesem Jahre nur die Hälfte Kartoffeln geerntet und unter diesen war 1/4tel mit Fäulniß behaftet. Man befürchtet auch, daß auch die gesunden Kartoffeln von den Kranken angesteckt würden und so nicht einmal die erthigen Setzkartoffeln blieben. Dur(ch) fleißige Absonderung der fehlerhaften Kartoffeln von den gesunden, werde jedoch diesem Übel vorgebeugt. Daß nun die Kartoffeln durch diese Mißernte in hohen Preis kamen, und auch die Frucht Preise stiegen, ist ganz natürlich. Schon im Winter wurde der Zentner Kartoffeln mit 1 fl 30 Kr bis 2 fl bezahlt. Das Malter Weizen sprang im Kreise bis zu 20 fl., das Korn bis 18 fl., die Gerste bis 12 fl., und der Hafer bis 6 fl.

1846

Wenn der Winter 1844 / 45 zu den strengsten gezählt werden kann, so ist der 1845 / 46er Winter gerade das völlige Gegentheil von diesem. Meistens herrschte in diesem Winter Sturm, Frost fand nur wenige Tage statt, Schnee fiel nur sehr wenig, und dieser blieb höchstens 2 Tage liegen. Schon im Februar erfreute man sich eines schönen Frühlingswetters und in der Mitte dieses Monats konnte man alenthalben grüne Sträucher und Knospen treibende Bäume sehen, und gegen des Ende des Monats wurden überall die Garten bepflanzt. Leider wurden jedoch die Garten und Feldarbeiten durch das im März eintretende und anhaltende Regenwetter zurückgehalten und er auch der Mitte des Monats April er-edes (?) fortgesetzt,

Worin sich der 1845 / 46er Winter durch eine anhaltende Nässe auszeichnete, so zeichnete sich der darauffolgende Sommer durch eine anhaltende Dürre aus. Mit dem Monat Mai 1846 begann eine anhaltende trockene Witterung, die aus von einigen kleinen Strichregen unterbrochen wurde. Die Gewächse waren meistens dem verdürrn nahe und konnten daher auch nur ein ganz spärliche Ernte abliefern. Das Korn welches anfangs eine reiche Ernte versprach, bekam Rost und lieferte wenig Körner, so daß ein Fuder Korn, welches (?) 1 ½-2 Malter abgebe, nur 9-12 Mest lieferte; die Sommerfruchternte fiel allenfalls unbedeutend aus; Kartoffeln erntete man kaum die Hälfte, wie in den gewöhnlichen Jahren Die Folgen daher Mißernten stellten sich alsbald ein. Hunger und Noth wurden alsbald die Tagesgespräche. Schon zur Erntezeit wen sonst die Früchte am tiefsten Kurs (?) hatten, stieg des Malter Kor bis zu 22 fl.

Ja später im Winter stieg das Malter Weizen im Preise bis zu 40 fl., das Korn bis zu 28 fl., di Gerste bis zu 22 fl., der Hafer bis zu 10-12 fl. Der Zentner Kartoffeln wurde mit 2 fl. 30 x bezahll Damit jedoch die Ärmeren dahier nicht ganz unten dem Druck der Noth erliegen sollte, so ersann sic die begüterten Bürger dahier derselben an, vertheilten sie unter sich und gaben ihnen täglich Mittag un Abendessen. Auch seine Hoheit der Herzog ließ an die einzeln Gemeinden des Herzogthums die nöthi gen Ernte und —flüchte für die ärmere Classe im billigsten Preise austheilen.

1847

Außer den gesetzlichen Ernteferien wurde der Unterricht nicht unterbrochen, dagegen aber wegen zu großer Anzahl der Kinder und Beschränktheit des Lehrzimmers die Kinder im Sommer getheilt, so daß die IVte Klasse die Schule Morgens und IIIte Klasse die Schule Nachmittags besuchte.

1848

Verdient irgend ein Jahr seiner besonderen Ereignisse wegen bewertet zu werden, so ist es gerade das Jahr 1848. Die französische Revolution und Stürzung des Königsthrones vom Februar d. J. verbreitete ihre unheilvollen Folgen über ganz Deutschland. Alle, jung und alt, groß und klein, strebten nach Freiheit und Unabhängigkeit. Auch die Bewohner Nassaus schaarten sich unter Anführung des jetzigen Ministers Hergenhahn am 4ten März d. J. in Wiesbaden zusammen und verlangten von seiner Hoheit dem Herzog die unbedingte Genehmigung nachstehender 9 Forderungen:

  1. Allgemeine Volksbewaffnung mit freier Wahl seiner Anführer, namentlich sofortiger Abgabe von 2000 Flinten und Munition an die Stadtbehörde von Wiesbaden,
  2. Unbedingte Preßfreiheit, (Pressefreiheit)
  3. Sofortige Einberufung eines deutschen Parlaments
  4. Sofortige Vereidigung des Militärs auf die Verfassung
  5. Recht der freien Vereinigung
  6. Öffentlichkeit, öffentliches Verfahren mit Schwurgerichten
  7. Erklärung der Domäne zum Staatseigenthum unter Kontrole der Verwaltung durch die Stände
  8. Sofortige Einberufung der genannten Kammer lediglich zur Entwertung eines neuen Wahlgesetzes, welches auf dem Hauptgrundsatz beruht, daß die Wählbarkeit nicht an neuen gewissen Vermögenssetze (?) gebunden ist
  9. Bestätigung aller Bewegungen der aus verfassungsmäßig zustehender Religionsfreiheit.

Von seiner Hoheit dem Herzog, der gerade nach einer achttägigen Reise zurückgekommen war, wurde darauf erwiedert:
Diese Forderungen, deren Genehmig Euch mein Minister und meine Mutter und mein Bruder mit ihrem Namen verbürgt haben, genehmige ich und werde ich halten. Habt Vertrauen auf mich wie ich Vertrauen habe auf eure Treue und Muth, wenn das Vaterland bedroht ist Eurer bedürfen sollte.

Diese errungene Freiheit zeigte bald ihre verderblichen Folgen nach allen Richtungen:
Brandstiftungen, Todschläge, Diebereien u. drgl. Tugenden kamen zur Tagesordnung.

Wälder wurden zerstört, die Förster fortgejagt, die Gemeinden belästigten (belustigten?) sich mit Absetzung ihrer Schulheißen. Von Osten bis Westen, von Süden bis Norden erscholl es: Wir haben den Schultheißen weggethan.

Auch die Lehrer blieben nicht unthätig und strebten nach Freiheit, das schwerste Joch, das sie bis ihrer hart gedrücket dünkte war sich in der Verbindung der Schule mit der Kirche, daher der allgemeine Ruf: Schule und Kirche müssen getrennt werden, das bisherige Schulgesetz soll und muß sterben und zu Grabe getragen werden, damit aus teu-er-schen (unleserliches Wort) heilbringendes H---hte unter dessen Schatten der Lehrer sich in behaglicher Ruhe seines Lebens freuen kann.

Was wird die Zukunft lehren?

Am 9ten April 1848 wurde wie auch in der bisherigen Weise von dem Herrn Schulinspector Tripp von Niederzeuzheim im Beisein des hiesigen Schulvorstandes die Schulprüfung gehalten. Die Schule zählte dabei folgende Schüler:

Knaben Mädchen
Kl. kath. ev. isrl. kath. ev. isrl. Sa.
I 43 0 1 47 0 1 92
II 39 0 2 34 0 3 78
III 36 0 1 34 0 0 71
IV 35 0 1 28 0 2 66
153 0 5 143 0 6 307

Altes Schul- und Rathaus von Frickhofen Außenansicht
Altes Schul- und Rathaus von Frickhofen Außenansicht

Die errungene Freiheit hatte auf den Schulbesuch seitens der Kinder die nachtheiligsten Folgen. Furcht kannten die Schüler im Sommer Halbjahr nicht mehr, die Schule wurde nach Belieben besucht mit Strenge konnte natürlich in dieser gesetzlosen Zeit nicht eingeschritten werden.

In der Nacht vom 4ten auf den 5ten November 1848 wurde aus hiesiger Pfarrkirche die Mon-stranz nebst einem Ciborium entwendet, ohne daß der Thäter entdeckt worden ist.

Zum Ruhm hiesigen Kirchspiels sei es hier gesagt, daß sich die Theilnahme der P-r—i-nen(?) an diesem Verluste in sehr hohem Grade zeigte, und am durch freiwillige Einträge so viel zusammen ge-bracht wurde, daß bald darauf an der Stelle der entwendeten Gegenstände weit prachtvollere glänzten.

1849

Mit dem lten April 1849 mußte der Lehrgehilfe Frensch in Militärdienst treten, und den Feldzug nach Schleswig Holstein mitmachen. Während dieser Zeit wurde die Versehung dessen Schule dem Lehrer Dickob dahier übertragen. Der Unterricht wurde daher bis zum 17ten Augst. 1849, der Lehrgehilfe Frensch seine Schulstelle wieder antritt, in der Weise vertheilt, daß Morgens die beiden oberen und Nachmittags die beiden unteren Klassen unterrichtet wurden.

1850

Am 1ten October 1850 starb der mit dem 1ten Octbr. 1841 pensionierte Lehrer Anton Schmitt dahier.

Die von demselben bezogene Pension von 121 Gulden aus dem Kirchenfond wurden einem besonderen Küster gegeben. Der zweite Pensionstheil von 24 Gulden aus der Gemeindekasse fielen dieser wieder zu. Wegen des 3ten Pensionstheiles bestehend aus 5 Morgen 13 Ruthen 60 Schuh Ländereien entstand zwischen dem Gemeinde und Kirchenvorstand eine Streitfrage, weshalb auch sterire = Erbthe (schwierig lesbar) wegen der Eigenthumsfrage ein Rechtsurtheil zu veranlassen sei.

Die Gemeinde, welche diese Güter in ihren Lagerbüchern als Schulgüter bezeichnet führt und immer die Steuern davon bezahlt hat, behauptet daher von jeher der Besitzer davon gewesen zu sein und übergab sie daher dem Lehrer Dickob als eine Besoldungszulage von Seiten der Gemeinde. Der Kirchenvorstand protestierte dagen und betrat den Rechtswege. Das Resultat darüber wird zu seiner Zeit hier bekannt gemacht werden.

1851

In der Nacht vom 14ten auf den 15ten Januar 1851 brach in dem Gebäude des Peter Fröhlich dahier eine Feuersbrunst aus. Durch schleunige Hilfe wurde das furchtbare Element in seiner verheerenden Kraft gehemmt. Nur Fröhlichs Wohn—d —nomingebäude mit allem was darin war außer den Menschen und des Viehes und eine Scheuer des Johann Schardt 7t. Witwe wurde ein Raub der Flammen. Die Ursache dieses Brandes war Brandstiftung. Die Witwe des Johann Schardt 7t., welche mit ihren Nachbarn beständig in Streit lebte und ihren Mann in folge einer Schlägerei durch den Todt verloren hat, befiehlt ihrem ältesten Sohne Jakob unter Androhung des Halsabschneidens die genanten Gebäude des Peter Fröhlich in Brand zu stecken. -

Als diese Gebäude ohne Nachtheil der übrigen in Asche lagen und sich das ### nach ihrem Wunsche nicht weiter verbreitet hatte, ließ sie ihre eigene Scheuer in Brand stecken. Und als auch diese ohne Nachtheil der übrigen verbrannte, war ihre Rachsucht noch nicht gestillt. Zur Fortverbreitung des Feuers ließ sie, die ihr sonst keine Mittel zu Gebote stand, an 3 Orten in ihrem eigenen Hause Feuer legen, welches aber, ehe es zum Ausbruche kommen, wieder gelöscht wurde. Durch diese 3te. Feuerlegung wurde der frühere Verdacht begründet. Die 3 Knaben dieser Witwe wurden sogleich gefänglich nach Hadamar geführt, die zwei jüngsten kamen jedoch darauf wieder zurück, nur der älteste, Jakob mit Namen, wurde nach Dillenburg zur Untersuchung abgeführt. Kurz darauf wurde auch die Mutter eingezogen und vor das Schwurgericht zu Dillenburg gestellt. Der Brandstiftung überwiesen wird die Mutter zu einer zehnjährigen und ihr Sohn zu einer achtjährigen Zuchthausstrafe verurtheilt.

Am 26ten Juni 1851 feierten sämmtliche Schulen des hiesigen Kirchspiels ein Frühlingsfest. Zu dem Ende versammelten sich die Kinder an einem freien Platze unter der Dornburg an der sogenannten Eisgrube. Lehrgehilfe Reifenberger eröffnete dieses Fest durch eine Rede, worin er besonders die Jugend mit dem Frühling verglich. Hierauf folgten Lieder, Declamationen und Spiele. Am Schlüsse dieses Festes sprach Lehrer Georg zu Wilsenroth zu den Kindern und ermahnte sie, durch Fleiß und gutes Betragen Eitern und Lehrer Freude zu machen. Darauf redete Herr Decan Schmidt dahier zu Lehrern und Kindern, unverdrossen und mit Eifer ihren Pflichten nach zu kommen, worauf sich die Kinder nach allen Seiten entfernten.

Was die 1851er Ernte betrifft, so war die Kartoffelernte äußerst gering und reicht zum Bedarf nicht aus. Die Ernte der Sommerfrucht war entsprechend, dagegen erntete man von der Winterfrucht kaum die Hälfte.

1853

Klassenfoto um 1874
ältestes Foto einer Schulklasse in Frickhofen (etwa 1874)

Einer besondern Erwähnung verdient hier der Winter 1852 / 53. Man wird sich wundem, zu vernehmen, daß bei der am 11ten Januar 1853 statt gehabten Einweihung der neu erbauten Kapelle zu Dorndorf die angebrachten Verzierungen theils aus grünen Gerstenähren bestanden. Erst gegen Ende des Monats Februar begann der —isische Winter mit einem tiefen Schnee, der jedoch nicht lange liegen blieb.

In diesem Sommer wurden die sogenannten Stockbücher angelegt; die beiden Lehrer dahier besorgten die Hälfte der Reinschrift derselben, weshalb sich der Unterricht aus dem Grund eines Ministeralerlasses größtentheils auf den Morgen beschränkte.

Die 1853er Ernte war dem Bedürfnisse nicht entsprechend, besonders war die Kartoffelernte eine sehr geringe, wodurch die Getreidepreise sehr hoch stiegen, und nachfolgende Preise erhielten:

Die 1853er Ernte war dem Bedürfnisse nicht entsprechend, besonders war die Kartoffelernte eine sehr geringe, wodurch die Getreidepreise sehr hoch stiegen, und nachfolgende Preise erhielten:

a) Das Malter Weizen stieg bis zu 30 fl
b) - Korn - - 28 fl
c) - Gerste - - 24 fl
d) - Hafer - - 12 fl
e) Der Zentner Kartoffeln wurde mit 2 fl 20 Kr. bezahlt.

1854

In Folge des in diesem Jahre erschienenen neuen Gemeindegesetzes fand am 9. Dmbr. 1854 die Wahl eines lebenslänglichen Bürgermeisters statt. Als solcher wurde gewählt der bisherige Bürgermeister Georg Schardt, welcher danach von Herzoglicher Landesregierung seine Bestätigung erhielt.

Ernte in 1854

A. Korn: Stroh und Körner gering Preis a. Malter bis zu 14 fl
B. Weizen: Stroh vorzüglich, Körner nur mittelmäßig Preis a. Malter bis zu 15 fl.
C. Gerste: Stroh vorzüglich, Körner nur ziemlich gut a. Malter bis zu 8 fl.
D. Hafer: Stroh und Körner recht gut Preis a. Malter 4 fl 30 Kr.
E. Kartoffeln: sehr gering so daß der Zentner bis zu 2 fl 30 Kr. stieg.

1856

Im Januar 1856 brach dahier unter den Kindern sowohl als auch unter den Alten die Nervenkrankheit aus. Obgleich es zutraf, daß zweimal 5 Leichen zu gleicher Zeit im Orte lagen, so kamen doch die Sterbfälle nicht so häufig vor als man anfänglich vor der Krankheit befurchtete. Die Kranken hatten jedoch ein langes und schmerzliches Lager. Die Hälfte der Schüler wurde von dieser Krankheit befallen. Bis Ende Februar sind jedoch nur 2 aus der untern und 2 aus der obern Schule gestorben. Außer diesen starben 20 und einige Erwachsene.

1857

Im April 1857 wurde das alte Schulgebäude, behufs der Erbauung eines neuen Schulgebäudes auf diesen Platz, abgebrochen. Der neue Bau wurde alsbald begonnen und bis zur Beendigung des III. Stockes fortgeführt. Im ersten Jahre (Sommer 1857) wurde also bloß das Mauerwerk bis zur Vollendung des II. Stockes aufgeführt und das damit verbundene Balkenlager eingeschoben.

Wegen Mangel eines Lehrzimmers wurde der Unterricht der beiden Schulen im Schuljahre 1857 in dem bisherigen Lehrzimmer für die untern Klassen ertheilt, und zwar so, daß im Sommer 1857 die beiden obern Klassen am Morgen und die beiden untern Klassen an Nachmittage unterrichtet wurden. Im Winter 1857 / 58 wurde dagegen so abgewechselt, daß jede Schule eine Woche hindurch am Vormittage und die darauffolgende am Nachmittage und so abwechselnd unterrichtet wurde.

1858

Der in 1857 begonnene neue Schulbau erhielt am Ende des Jahres 1858 seine Vollendung und wurde am 30. December 1858 feierlich eingeweiht. Die Feier begann mit einem Gottesdienst in der Kirche. Von hier begab sich die Gemeinde in einer Procession, die Schuljugend vorangehend, zur neuen Schule. In der Schule angelangt, wurde von den Schulkindern das Lied: "Alleluja, die Stund ist da" pp gesungen. Hierauf hielt Herr Amtmann Dilthei eine Lobrede an die Gemeinde und eine Mahnung an die Lehrer, sich ja nicht vom Eigenutz oder Habsucht verleiten zu lassen, irgend etwas zu thun, was diesem theuren Bau Nachtheil bringen könnte. Darauf wurden von dem Redner die Schlüssel an Herrn Dccan Schmidt übergeben. Nachdem nun ein passendes Declamationsstück von der Schülerin Namens Katharina Schardt, Tochter des Jakobus Schardt, gesprochen war, unternahm Herr Decan Schmidt die eigentliche Einweihung des Hauses, welcher die Einweihungsrede an die versammelten Gemein- de(mit)glieder, Eltern und Kinder folgte und eine Danksagung an die Gründer des Hauses enthielt. Am Schlüsse der Rede wurden dem Lehrer Dickob die Schlüssel des Hauses übergeben, welche von demselben unter Danksagungen angenommen wurden. Zum Schluß wurde das Te Deum mit einigen anderen Liedern abgesungen, worauf unter die Schüler zur freudigen Erinnerung Bretzel vertheilt wurden.

Am 7. Januar 1859 wurde zum erstenmale in der neuen (Schule) der Schulunterricht ertheilt.

Der Einzug in die neue Schule geschah jedoch etwas zu früh, weil der Bau noch nicht ganz ausgetrocknet war und der Oelauftrag noch eine geraume Zeit einen unangenehmen und nachtheiligen Geruch verbreitete. Der Lehrer Dickob wurde durch die Feuchtigkeit des Hauses und den unangenehmen Farbengeruch sehr leidend, so daß zu dessen Erholung die Abhaltung der Frühlingsprüfung nothwendig wurde. Am 10ten und 11ten März 1859 wurde daher von dem Herrn Schulinspector Tripp von Niederzeuzheim im Beisein des hiesigen Schulvorstandes die Frühlingsprüfung gehalten und zwar am ersten Tage mit den obem und am letzten Tage mit den untern Klassen.

Die Schule zählte dabei folgende Schüler:

Knaben Mädchen
Kl. kath. ev. isrl. kath. ev. isrl. Sa.
I 40 0 0 27 0 2 69
II 37 0 1 49 0 0 87
III 34 0 0 31 0 0 65
IV 21 0 0 25 0 0 46

1865

Schule 1860 - heutiges Rathaus

Kein Haus des Dorfes wurde von den Blattern verschont, die angeordnete Sperre konnte nicht mehr die Ansteckung aufhalten, da die Krankheit zu verbreitet und alle Maßregeln zu spät ergriffen wurden. Über das Wesen der bösartigen Krankheit sind die Ärzte selbst nicht einig. Personen, die allen Verkehr sorgfältig mieden, wurden befallen, und andere, die täglich mit Kranken umgehen und sie verpflegen mußten, blieben verschont. Ein Schulknabe von 11 Jahren und 2 junge Frauen sollen der Krankheit erlegen sein. Anfangs Febr. kamen die Erkrankungen nur noch sporadisch vor, die Erscheinungen vor Ausbruch der Blattern bestanden in Fieber, Kopfweh, Mattigkeit, Appetitlosigkeit. Die 3 Lehrer haben diese Krankheit durchgemacht. H. Landsrath wurde ihr Opfer.

1866

Die Ereignisse des verflossenen Sommers hier schildern zu wollen wäre nicht am Platze, da die Blätter der Weltgeschichte dafür bestimmt sind. Welchem Nassauer jedoch schneidet es nicht tief ins Herz, den Vater des Landes und besonders der Schulen fern vom Heimathland fern seinen treuen Unterthanen, getrennt vom angestammten Lande zu wissen.

Wir wollen uns der Hoffnung hingeben, daß die neue Regierung nach & nach sich die Herzen des Volkes zu gewinnen wisse.

Die Herbstprüfung wurde durch Herrn Pfarrer Groß dahier Ende September abgehalten. Das Wintersemester nahm den 24 Oktober seinen Anfang. Für den 11. November 1866 wurde für das ganze Land ein Bet und Feiertag angeordnet als Dankfest für die Wiederkehr des Friedens. Auch für die Schulen wurde der 10 November bestirnt und der Erlaß der Hzgl. Regierung vorgelesen, nachdem eine passende Ansprache voraus gegangen.

1867

Am Morgen des 12 Februar um halb 4 Uhr wurden die Bewohner Frickhofens durch den schrecklichen Ruf "Feuer!" aus dem Schlafe aufgeschreckt.

Ehe noch diese Rufe überall hin drangen, ehe die Bewohner zur Brandstelle kamen, standen 3 Scheunen in hellen Flammen. Der sich erhebende Westwind trieb und trug die brennenden Strohfackeln von dem Dachwerk der brennenden Gebäude auf alle Gebäude die östlich lagen. Wären die Dächer nicht vom vortägigen Regen durchnäßt gewesen, so würde das gefährliche Element, einen großen Teil vom Dorfe eingeäschert haben. Das herbeigebrachte Wasser konnte wegen Mangel an Spritzen nicht zweckmäßig verwendet werden. Es dauerte beinahe eine Stunde ehe die Spritze von Thalheim ankam. Unter einer guten Führung und Bedienung gelang es dem Feuer Einhalt zu thun. Ohne die Vorsehung, die das dem Feuer feindliche Element kurz vorher so reichlich vertheilt hatte auf den Strohdächern des Dorfes, wäre jedenfalls alles Schaffen der Menschenhände umsonst gewesen. Die Versehrten danken Gott, daß es dabei geblieben. Über die Ursache des Brandes läßt sich nichts bestimmtes angeben. -

Der Sommer des Jahres 1867 zeigte bei seinem Beginne eine abnorme Witterung. Gluthitze schon im Mai, verbunden mit Trockenheit hinderten die Somerfrucht am Aufgehen. Heftige Gewitter, viele Hagelschläge bedrohten und beschädigten an vielen Orten die Ernten. Auch Frickhofen sah Ende August seine Hoffnung auf günstige Ernte theilweise getäuscht. Ein schweres Wetter nordöstl. über die angrenzenden Höhen zunehmend streifte die Gemarkung theilweise und der fallende Hagel richtete ar Gerste, Hafer, und sonstigen Sommergewächsen einen Schaden an, der auf 2-3000 fl. geschätzt wurde Auch wurde vieles Obst beschädigt. Weit größter wäre der Schaden geworden, wenn die hagelnd« Wolke nicht so schnell vorübergezogen wäre.

Die Ernte muß eine mangelhafte genannt werden. Am besten gerieten noch die Kartoffeln.

Hohe Lebensmittelpreise folgten und wurde schon zu Weihnachten der Sack Korn mit 12, Weizen 14-15, Gerste 8, Hafer 4 fl. bezahlt

1869

Nicht unerwähnt darf es bleiben, daß die während des Sommers eingetretenen großen Beurlaubungen besonders der 13jährigen Knaben und Mädchen der Schule nicht zum Heil gereichten, wobei sich wahres Bedürfhiß nicht nachweisen läßt, wohl aber eigennützige Zwecke der Eltern zu Grunde liegen. Es komt dies jedoch nur Einzelnen zu gut und wäre nun das Richtige: Entweder alles beurlaubt, oder niemand. Nur ein geordneter Schulbesuch macht Fortschritte möglich. Mit der Nachsicht der Vorgesetzten wird von Seiten der Eltern oft Mißbrauch getrieben.

1870

Im Juli dieses Jahres befand sich der König Wilhelm zum Kurgebrauch in Ems. Seine Kur wurde plötzlich unterbrochen durch die französische Kriegserklärung. Die Rüstungen wurden so rasch ausgeführt, daß schon am 4 & 6 August die für Deutschland siegreichen Schlachten von Weißenburg & Wörth unter Leitung des Kronprinzen v. Preußen durch deutsche Truppen gewonnen wurden.

So folgten sich schnell aufeinander Schlachten & Siege und am 2 Septbr. gab sich Kaiser Napoleon gefangen bei Sedan.

Obschon die Franzosen den Krieg zum Volkskrieg und das Kaiserreich zur Republik machten, konnten sie doch den Siegeslauf der Deutschen und die Übergabe von Paris nicht hindern. Diese folgenschweren Ereignisse genauer zu beschreiben gehört der Geschichte an. Am 1 März 1871 nahm die Constituante von Bordeaux die Friedensbedingungen an.

Der Winter 1870 / 71 gehört zu den strengsten, welche in langer Zeit dargewesen. Der Klee, Korn und Weizen hatten eine schlechte Schneedecke und litten außerordentlich. Die Preise für Stroh, Heu und Getreide stiegen sehr, mitunter auch durch den Krieg.

Während dieses mörderischen Krieges hat das deutsche Volk außerordentliche Opfer gebracht, auch die Schuljugend trug ihr Scherflein bei, durch Charpie und Beimengung zum Verband.

Auch der Schule hat dieser Krieg sehr geschadet. Viele Schulen mußten ihre Lehrer zum Heere stellen. Möge auf diesen blutigen Krieg auch ein langer dauerhafter Frieden folgen.

1871

Der lang und heißersehnte Frieden wurde definitiv abgeschlossen. Frankreich zahlt 5000 Mill. Frank und tritt Elsaß und Lothringen ab. Unter großem Jubel werden die siegreichen Truppen in der Heimath empfangen. Jedes Dorf, jede Stadt bereitete sich zum festlichen Empfang der Heldensöhne Deutschlands vor.

Auch der letzte Sommer war reich an Versäumnissen und mußte der Unterricht und damit auch die Erziehung leiden, denn die Unwissenheit ist nicht der einzige schädliche Auswuchs der Versäumnisse, auch die Roheit der Jugend macht dadurch bedeutende Fortschritte.

Das Wintersemester 1871 nahm am 18 October seinen Anfang.
Zu erwähnen bleibt noch, daß für die Feier des Geburtstags Sr. Majestät eine allgemeine Verfügung erlassen wurde. Der Gemeindevorstand verwilligte für sämtl. Schuljugend Wecke und Bier.

1872

Der Lehrgehilfe Heimann wurde von einer Krankheit befallen, die die Versehung der Schule und dessen Beurlaubung bis Ostern nothwendig machte.

Der Wille, seine Arbeit wieder zu ergreifen, war vorhanden, allein der feine Schulstaub und die Anstrengung bei noch nicht erlangter Kräftigung vermehrten das Unwohlsein so, daß Mitte Juni die Beurlaubung und anderweitige Besetzung beantragt werden musste. Der Leidende begab sich wieder in das elterliche Haus. Die Berichte über sein Befinden lauteten immer trostloser. Immer von Hoffnung getragen, wieder eine Stelle zu erhalten und seine Kräfte dem liebgewordenen Beruf widmen zu können, hat er alle Wechselfalle und Beschwerden seiner Krankheit mit Mannesmuth erduldet. Am 4. Novbr. 1872 hatte er ausgelitten.

Nachdem in verschiedenen Ämtern auf Rescript (?) Kgl. Regierung die Aufbesserung der Lehrerbesoldungen mit Ernst betrieben und mit Erfolg begleitet, ins Leben traten, sollte der Bezirksrath des hiesigen Amtes auf Einladung und unter Vorsitz des Hr. Landrathes Hartin schlüssig werden über diese nicht mehr zu verschiebende Angelegenheit. Den besonderen Bemühungen des Hr. Landrath soll es auch zu danken sein, daß die Beschlüsse des Bezirks-Raths die Lehrerbesoldungen des Amtes um 40 % erhöht haben, die deshalbige Genehmigung der Kgl. Regierung steht bis jetzt, Ende Dezbr. 1872 noch aus.

Hätte man diese Angelegenheit der Einsicht und Gewogenheit der Gemeinde-Vertretung überlassen, so hätten die Lehrer ihre gerechte Hoffnung begraben können.

1874

Während des Sommers waren die Ingeniere der Hess. Ludwigsbahn mit Vermessungen beschäftigt, behufs Anlage einer Bahn von Hadamar über Westerburg pp. Von dieser projectirten Linie wird Frickhofen durchschnitten und zur Verunstaltung mit einem 4 M. hohen Damm quer von O. nach W. durchzogen.

Der Zug wird in einigen Jahren ca. 50 Fuß am Schulhause vorbei sausen und ob ohne nachtheilige Folgen, muß die Zukunft lehren. Trotz alldem bekommt unser stark bevölkerter Ort, dessen Bewohner zu ⅖ auswärts Handel treiben, keine Station, die gemachten Anstrengungen zu diesem Zweck in der zwölften Stunde werden schwerlich Erfolg haben. Wenn den Termin (?) versessen pp.

1875

Im Monat April erschien in No. 78 des Rh. Curiers ein anonymer Artikel über Schulverhältnisse aus Nassau. Wenn auch der Ort nicht genannt war, so glaubte man doch, es müsse und könne nur Frickhofen gemeint sein. Die angestellten Untersuchungen konnten nichts ergeben, da das ganze Machwerk nur Lügen und Entstellung enthielt und von persönlicher Feindschaft dictirt war.

Man würde jedoch sehr irren, wollte man einer solchen Verdächtigung keine weitere Folge zuschreiben. Zunächst wurde die vom Gemeinde-Vorstand verwilligte Remuation von je 20 rT für die 3 Lehrer wegen Überzahl der Schulkinder (303) nicht genehmigt und die Lehrer unter Mitcontrolle des Bürgermeisters gestellt, dadurch jedoch eine Quelle manichfachen Schikanen für die Lehrer geschaffen. Es kann der Lehrer also beurlaubt sein, sagen von der Schulinspection, demungeachtet unterliegt er der Anzeige und hat sich zu rechtfertigen. Schöne Zustände das!

1880

Die Gesundheitsverhältnisse der Schüler waren nicht die besten. Wenn auch nicht langdauemde Krankheiten vorkamen, so war der Unterricht doch theils durch große Kälte, theils durch kürzeres Unwohlsein öfters gestört. Die Schülerzahl der 3 Jahrgänge erreicht die Höhe von 94.

Auffallend ist die Verminderung der Schülerzahl seit dem Jahr 1876. Gegen 308 im Jahr 1876 beträgt der Rückgang meist veranlaßt durch Wegzug, bis 1880 - 41.

1881 / 82

Der Sommer 1881 war für die Schule ein höchst störender. Juli, August, September grassirten Scharlach & Dyphtheritis. Kein Haus wurde verschont. Jedenfalls waren die Maßregeln zur Verhütung von Ansteckung nicht genügend und von Desinfection hat meines Wissens niemand Gebrauch gemacht. Der Ansteckung wurde vielfach noch Nachschub geleistet.

Ganz natürlich forderte unter solchen Umständen die Krankheit zahlreiche Opfer. 30 Kinder im Alter von 3-10 Jahren und die Genesung der Überlebenden ging außergewöhnlich langsam von statten, so daß manche Kinder 8, 10, 14 Wochen nicht zur Schule kamen.

Auf Anregen des Kgl. Landratsamtes zu Weilburg entschloß sich der Gemeinde-Vorstand zur Gründung einer Fortbildungsschule & übertrugen den Unterricht an die 2 Lehrer Hannappel & Schandry gegen eine Entschädigung oder Remunartion (?) von 80 Mk. Bis jetzt wurden der Unterricht 3 mal in der Woche und zwar jedesmal in 2 Abendstunden an 29 junge Leute erteilt.

Leider mußte wegen mangelhaftem Besuch der vorerwähnten Abendschule der Unterricht sistirt werden. Die Zahl der Abendschüler sank von 32 auf 4. Eines teils fehlt den Lehrern die Gewalt zu strafen, andemteils hegt die Schüler am gehörigen Eifer. Seitens der erwachsenen Jugend. Straßenlaufen zieht diese Jungen mehr an & läßt säe die Wichtigkeit der Fortbildung nicht erkennen.

1883 / 84

Nach neunjähriger Trennung von seinen Diözesen kehrte unser geliebter Bischof wieder in seine Residenz zurück. Wie ein Blitz hatte die Nachricht von der Rückkehr die Diözese durcheilt, die Bischofsstadt bot alles auf, um den greisen Oberhirten würdig zu empfangen und Tausende strömten von allen Seiten herzu, um Zeuge der Festlichkeit zu sein.

Montag den 17. Dezember brachte ein Extrazug von Frankfurt d:en Herrn Bischof aus seinem Exil - Haid in Böhmen - zurück. Die Festlichkeit, Ilumination pp. näher zu beschreiben, würde zu weit führen. Mit Dank erfülltem Herzen freuen sich die Diözesanen der Gnade des Kaisers and der Erbarmungen Gottes.

1884

Mit dem 15. April wurde Frl. Bönniger von der 4ten Schule in ihre Heimatstadt Bochum versetzt. An die erledigte Stelle wurde Frl. Therese Thewalt von Hahn Amt Wallmerod dirigirt

Im Herbste 1884 bekamen die Bewohner hiesiger Gegend einige Tage Einquartirung und damit auch einiges aus dem Militärleben zu sehen. Ganz in der Nähe wurden einige Manöver ausgeführt zum Erstaunen derjenigen, die noch nichts derart beobachtet.

1886

Im Januar 1886 wurde zu Frickhofen für den Rest der 4jährigen Periode die folgenden Personen zu unständigen Mitgliedern des Schulvorstandes gewählt

  1. Johann Laux jr.
  2. Anton Schardt III.
  3. Anton Schardt VI.

Der Winter 1885 / 86 zeichnete sich aus duch seine heftige Kälte und starken Schneefall. Die bei uns überwinternden gefiederten Sänger litten bittre Not. Statt dieselben zu füttern und für die Erhaltung derselben einige Sorge zu tragen, wurden sie trotz aller Mahnung von jungen & alten Tierquälem in Schlingen gefangen und dem sichern Verderben preis gegeben. Den Kindern zum Spielwerk waren beispielsweise 7 Lerchen im Zimmer eingesperrt, ohne daß die Polizei eingeschritten wäre. Natürlich fielen die armen Tiere nach kurzer Zeit zum Opfer der Grausamkeit

1887

Auf eine Beschwerde des Lehrpersonals wegen Lieferung von ungenügenten Heizmaterial hat der Gemeinde-Vorstand folgende Antwort an das Kgl. Landrathamt ergehen lassen

Frickhofen 1. Febr. 1887

Frickhofen 1. Febr. 1887

Dem Königl. Landrathsamt zu Limburg zur gefälligen Äußerung

In der heutigen Gemeinderathssitzung legte ich hiesigem Vorstande den Gesuch vor welcher erklärte, daß daß fehlende Buchenholz durch Fichten Holz ersetzt werden soll und zwar für jede fehlende Klafter Buchen soll durch 1 ½ Klafter Fichtenholz gegeben werden, daß wir doch noch viel billiger wegkommen, als wenn wir von auswärts Buchenholz kaufen sollten.

No. 513

Der Bürgermeister, Müller

1888

In den Orten der Umgebung sowie in Frickhofen brachen im Februar (1887) die Masern aus & zwar in heftigem Grade & mit großer Ausdehnung. Die Schulen wurden vielfach gestört, da nach ärztlicher Anordnung die gesunden Kinder aus infizierten Häusern dem Unterricht fern bleiben mussten. Das Sommersemester begann am 9. April und am 18. April Mittwoch Nachmittag 3 ½ Uhr wurde die Knabenschule durch Herrn Schulrat Dr. v. Fricken einer Revision unterzogen. Von 71 Knaben waren nur 31 zusammengebracht, da ein Teil noch krank, ein anderer in Feld u. Wald abwesend war.

Das Leiden des nunmehrigen Kaisers Friedrich nahm leider einen bösartigen Character an. Die Unheilbarkeit war von den Ärzten längst constatirt. Am 15. Juni Morgens 11 .n erlöste der Tod den kaum zur Regierung gelangten Herrscher, auf den ganz Deutschland seine Hoffnung gesetzt hatte, von seinem mit Geduld und Ergebung getragenen ebenso seltenen als schmerzlichen Übel. Nur 99 Tage hat er die Krone getragen und zu großen Hoffnungen berechtigt, denn als Freund der Kinder, der Schule & der Lehrer hat er sich oft genug gezeigt

Sein Sohn und Nachfolger trat die Regierung an unter dem Namen

Wilhelm II.

1890

Am 3. April traf das Decret Königl. Regierung ein, betr. die von dem Kreisausschuß gegen den Willen der Gemeindebehörde beschlossene Aufbesserung der I. und ü. Schulstelle. Die Gemeinde Frickhofen erhält aus den Entlastungsgeldem von 1100 Mk. Man hätte glauben sollen, ein Teil davon würde zur Aufbesserung der sehr geringen Schulkompetenzen verwendet werden; aber diese Hoffiiungen waren eitel. Der Kreisausschuß jedoch hat trotz aller Re-urse vonseiten des Gemeinde-Vorstandes seinen Beschluß aufrecht erhalten, der dann auch am 5./2. 1890 durch den Provincialrath bestätigt wurde.

1893

Nach langen Verhandlungen sollte die alte defecte Brunnenleitung durch eine neue Wasserleitung ersetzt werden. Die betr. Arbeiten wurden der Firma Ohl von Diez übertragen. Gewiß wünschenswert wäre es gewesen, wenn die Leitung auch in die Schule geführt worden wäre, da dieselbe ohne Umstände auszuführen wäre. Das Gesuch des Lehrers wurde von dem Gemeinde-Vorstande dahin beantwortet, daß die Leitung für die Schule gemacht werden solle, wenn der Lehrer sich verpflichte:

  1. das Anlageritzital zu verzinsen &
  2. die etwaigen Reperaturen zu übernehmen

In Anbetracht der gesetzlichen Bestimmungen bei Anlage von Hochdruckwasserleitungen, wonach in nächster (unmittelbarer) Nähe für Trinkwasser bez. der Kinder gesorgt sein muß, wurde die Leitung in das Schulhaus geführt und den Inhabern der Schulwohnung eine große Bequemlichkeit bereitet & dem Bedürfniß der durstigen Schulkinder abgeholfen. Die Aus & Anlage kommt etwas über 100 Mk.

1896

Durch Pensionierung des Herrn Lehrers Schandry wurde die Lehrerstelle dahier erledigt & ward dieselbe mit dem 1. Januar dem Lehrer Georg Faxel von Stromberg übertragen. Derselbe ist geboren am 26. April 1854 zu Ahlbach, wirkte 3 Jahre 8 Monate zu Niederelbert und lehrte 18 Jahre zu Stromberg.

Am 18. Januar 1896 waren es 23 Jahre seit Wiederaufrichtung des deutschen Kaiser-Reiches. Festlich wurde dieser Tag begangen. Gegen 9 Uhr morgens wurde in der Pfarrkirche ein feierliches Amt abgehalten. Nach demselben versammelten sich die Schüler in ihren Klassenzimmern.

Der Lehrer hielt eine auf den Tag passende Ansprache. Betont wurde die Niederlegung der Kaiserwürde im Jahr 1806 & deren Ursache wie lange sich schon das deutsche Volk wieder nach einem Kaiser sehnte & wie das der herrlichste Preis des deutsch französischen Krieges geworden sei. Nun wurde der Hergang dieser Feier zu Versailles den Kindern erzählt. Folgende Gedichte fanden während der Ansprache ihre Verwertung, welche von den Kindern frei vorgetragen wurden: Wacht am Rhein & das neue deutsche Reich. Nach Absingung der Lieder: Wacht am Rhein & Heil dir im Siegerkranz wurde die Feier mit Gebet geschlossen.

Messeraffaire
Gelegentlich einer auf Osterntag auf der "Dornburg" abgehaltenen Tanz ### gerieten zwei Burschen in Streit. Es griff der 16jährige Jüngling von Wilsenroth zum Messer und stach den erst vor 3 Tagen -- lassenen Knaben des Joh. Bellinger von hier in die Seite.

1897

Erstkommunion 1899
Erstkommunionkinder 1899 mit Lehrern (Faxel, Maxein) und Pfarrer Egenolf

Nach elfmonatlicher provisorischer Verwaltung wurde hiesige Pfarrei mit dem 1. Oktober dem Herrn Pfarrer Egenolf von Hahn übertragen. Herr Pfarrverwalter Läufer in gleicher Eigenschaft nach Hahn versetzt. Die feierliche Installation fand am 15. Oktober durch Herrn Dekan Franz aus Hadamar statt. Pfarrer Egenolf wurde von Königl. Regierung zum Ortsschulinspector ernannt.

1903

Am Abende des … brannte das Wohnhaus des Schreinermeisters Georg Brötz vollständig nieder.

In der Zeit von Ostern bis Pfingsten herrschten dahier wieder die Masern. Diesmal wurden sämtliche Schulen in Mitleidenschaft gezogen. Obwohl aus (?) mitunter 7-10 Kinder noch in einer Klasse saßen, so wurde dieselbe doch nicht geschlossen. Im Ganzen starben 3 noch nicht schulpflichtige Kinder an dieser Krankheit.

1904

Bürgermeisterwahl
Am 15. Februar wurde der im Januar gewählte Landmann Johann Laux zum Bürgermeister vereidigt & trat am 16. sein Amt an. Genannter tritt somit als ständiges Schulvorstandsmitglied an.

1906

Orgel
Durch Verkauf der vollständig unbrauchbaren alten Orgel an Orgelbauer Eichhorn in Weilmünster für 150 M, war die Kirchengemeinde genötigt, ein neues Orgelwerk bauen zu lassen. Es wurde die Firma Johannes Klais aus Bonn damit beauftragt.

Nachdem nun das neue Werk aufgestellt war, wurde es am Samstag, den 24. März einer angehenden Revision unterzogen, von dem Diözesaninspector, Seminarlehrer Karl Walter aus Montabaur. Am 25. März, Maria Verkündigung, erhielt es vor dem Hochamte von Pfarrer Egenolf die kirchliche Weihe u. tönte nun in dem darauffolgenden Levitenamte zum erstenmale zur Verherrlichung des Gottesdienstes.

Drahtseilbahn
Die Basalt Aktiengesellschaft Linz a./R. beabsichtigt von dem Steinbruche am Blasiusberge eine Drahtseilbahn anzulegen & trat dieserhalb mit hiesigen Grundeigentümern in Unterhandlung.
Sollte Sache zu Stande kommen, so würden sich die Arbeitskräfte um mehr als das doppelte verstärken.

Brand
Die Wohn- & Wirtschaftsgebäude des Georg Staudt & des Schuhmachers Brast wurden ein Raub der Flammen.

1907

Handarbeitscursus
Welchen Wert auf die Ausbildung der Handarbeitslehrerinnen gelegt wird, sehen wir so recht im Kreise Limburg. Von denjenigen Handarbeitslehrerinnen, die eine besondere Ausbildung nicht genossen haben, heute noch Gelegenheit zu geben, sich im Stoff, Lehrgang & in der Methode dieses Unterrichtszweckes auszubilden ist vom Kreis Frl. Haas - Limburg angestellt, sämtlichen Arbeitsunterricht in den Schulen zu besichtigen, zu prüfen & der Behörde Bericht zu erstatten. Von genannten Fräulein werden im Kreise Unterrichtskurse abgehalten. Nachdem in Limburg ein solcher abgehalten war, fand auch in Frickhofen ein solcher wöchentlicher Kursus statt für die Handarbeitslehrerinnen des nördlichen Kreises. Dieser ging am 22. Juni zu Ende. Am Schlusse fanden Besichtigung der angefertigten Arbeiten statt, mit welcher eine kleine Prüfung für sämtliche Teilnehmerinnen verbunden war. An dem Kursus nahmen 18 Industrielehrerinnen teil. Anwesen von Königl. Regierung war Herr Reg. & Schulrat Dr. Völker in Wiesbaden, als Vertreter des Kreises Herr Landrat Büchling der Gemeinde der Bürgermeister Laux, sowie Herr Pfarrer Egenolf & Hauptl. Faxel. Der Herr Kreisschulinsp. Pfarrer Weygand von Staffel. Auch besonder theoretischer Unterricht in Erziehungslehre wurde erteilt von Herrn Rektor Michel v. Limburg. Die gefertigten Arbeiten sowie die Lösungen der gestellten Aufgaben fanden großen Beifall.

Schulbau
Nachdem Herr Schulrat hiesige Schule einer Revision unterzogen, und Einsicht der unteren Schule genommen hatte, hatte der hohe Herr eingesehen, daß hier Abhilfe notwendig sei, zumal sämtliche Klassen überfüllt sind. Es traf auch dieserhalb schon nach 5 Tagen durch Herrn Landrat Büchling eine Aufforderung an hiesige Gemeinde ein, worin dieselbe ersucht wurde, der Beratung zum Baue zweier Lehrsäle näher zu treten & ihnen zugleich 33 1/3 % Staatszuschuß in Aussicht gestellt wurde. Einstimmig nahm die Gemeindevertretung das Anerbieten an & ist gewillt, 1908 den Bau ausführen zu lassen.

1908

Ländl. Fortbildgssch.
Wie fast in allen Orten des Kreises, so wurde auch dahier nach langen Hin & Herschreiben die ländliche Fortbildungsschule eingerichtet. In wöchentlich 4 Stunden erteilten die beiden vorhandenen Lehrer an 53 Schülern den Unterricht. Voraussichtlich werden im kommenden Winter 2 Klassen eingerichtet, da die Zahl der Schüler doch eine zu große ist, dieselben sind nicht gut zu übersehen.

Kurse
Auf Anregung des so tätigen, nie ermüdeten Herrn Landrat Büchling wurden in Limburg für sämtliche Lehrer, die an gewerblichen oder ländlichen Fortbildungsschulen Unterricht erteilen, Vorträge gehalten. Am Schlüsse jerstattete man den Teilnehmern ihre Reisekosten aus Kreismitteln.

Tod
Am 27. Januar starb dahier der weit und breit bekannte Landwirt Jakob Schardt 3., ein Mann, der fest sämtliche Ämther hiesiger Gemeinde verwaltete. Standesbeamte, Kirchenrechner & Kapellenrechner der Kapelle zu Dorndorf auch in der Umgegend als Kirchenrechnungssteller tätig, Kassierer hiesiger Viehkasse, Stzockbuchführer, Waisenrath, Mitglied des Ortsgerichtes, Rreistagsabgeordneter und Kreisausschuß Mitglied. Alles was nur Geld einbrachte.

Witterung
Bei dem am Abende des 28. Juli eingetretenen Gewitters schlug der Blitz in die Scheune des Georg Joh. Laux und äscherte sie ein. Glück, daß gleich bei Beginn des Unwetters ein starker Regen niedergegangen war, sonst wäre bei dem herrschenden Sturm ein großer Teil des Ortes ein Raub der Flammen geworden.

Bürgermeisterwechsel
Nach dem der Bürgermeister Laux nach 4jähriger Wirksamkeit, teilweise durch Familienverhältnisse genötigt, sein Amt niederlegte, wählte man mit Stimmenmehrheit den Landwirt Christian Giesendorf. Am 1. August wurde er durch Herrn Kreisausschußsekretär Grammel in sein Amt eingeführt.

Schwesternhaus
Am 23. November wurde die in hiesigem Schwesternhause erbaute Capelle von Herrn Pfarrer Egenolf benediciert, worauf ein feierliches Amt gefeiert wurde. Während des Sommers wurde der Bau ausgeführt & dadurch ermöglichst, daß die Schwestern mehr wohnliche Räume erhielten. Bäcker Peter Weyer schenkte hierzu 3000 M.

1909

Großwasser

Neubau der Schule etwa 1912
Nachdem in den letzten Tagen des Monats Januar sich die Kälte sehr steigerte & viel Schnee gefallen war, trat plötzlich am Nachmittage des 3. Februar Tauwetter ein & in Folge dessen Hochwasser. Aus allen Teilen unseres Regierungsbezirks nach außerhalb desselben meldeten die Zeitungen Überschwemmung.
Auch Frickhofen litt schwer, obwohl kein Bach vorhanden ist, so glichen doch Vorder und Scherbengasse großen Flüssen. (Anm.: Vordergasse = Egenolf Straße, Scherbengasse = Hinterstraße) Zentnerschwere Steine wälzte das Wasser mit sich. Das Kanal oberhalb des Schwesternhauses konnte die Wassermasse, die an den Wegen des Blasiusberges & Wilsenroth strömten, nicht fassen, und es suchte sich dasselbe einen Ausweg. Es riß meterhoch die Straßen auf, nahm die ganzen Rinnen rechts & links mit, so daß die Instandsetzung weit über 1000 M. ausmachen wird. Nur mit knapper Not retteten die Bewohner der Hintergasse ihr Vieh.
In dem nahen Langendembach wurde ein Mann, Vater von 8 Kindern, von dem Wasser mit fortgerissen & man fand ihn erst am 2. Tage verstümmelt im Gesträuche der Buchheck. Auch in Staffel kamen 3 Männer im Wasser um.

Elektr. Licht
Auf Veranlassung des Herrn Landrats Büchting fand in Hadamar eine Versammlung statt, zu der sämtl. Bürgermeister des nördl. Kreises Limburg geladen waren, behufs Einführung elektrischen Lichtes & Kraft in landwirtschaftlichen Betrieben. Die Gesellschaft "Vulkan", die bedeutende Braunkohlelager bei Raden (?), Krs. Westerburg besitzt und mit elektrischer Energie ausbeuten will, ist bei genügender Beteiligung bereit, eine Kraftstation zu errichten.

1910

Zeppelin II in Limburg am 24. April
Was lange der sehnliche Wunsch von Jung & Alt in Limburg & der Umgegend gewesen, ist endlich Ereignis geworden. Z II hat uns, wenn auch recht unfreiwillig, einen Besuch abgestattet. Nachmittags gegen 1 Uhr wurde er am südlichen Horizont, von Homburg kommend gesichtet. Die Annahme war, daß er seinen direkten Flug nach Köln halte. Es eilten deshalb alle hinaus aufs freie Feld, um den größten Vogel der Lüfte bestaunen zu können. Nach einigem Manöverieren ging er in der Nähe von Limburg (Blumenröder Hof) nieder, um wie es hieß, günstiger Wetter abzuwarten. Tausende von Menschen strömten nach dem Ankerplatz & der Zug 3.31 vom Westerwalde kommend, brachte eine große Menge Menschen von Westerburg & der Umgegend nach Limburg. Militär von Diez, das man herbeigerufen hatte, löste das Publikum, welches bis dahin das Schiff an den Tauen festgehalten hatte, bei seiner Beschäftigung ab. An der Spitze des Schiffes war ein schwerer Bauernwagen vergraben & mit Erde belastet, um als provisorischer Anker zu dienen.

Primizfeier
Am 17. Juli feierte der vor 8 Tagen von dem Hochw. Herrn Bischof aus Fulda in der Klosterkirche zu Hünfeld geweihte Pater, Herr Pater Georg Schardt, Sohn des Händlers Peter Stephan Schardt, in hiesiger Pfarrkirche sein erstes hl. Meßopfer. In feierlicher Prozession holte man den Primizianten am elterlichen Hause ab. In der Kirche angelangt begann nach Singen des "Veni creator" das Hochamt. Ein Pater & Pfarrer Schneider aus Arnstein, ein Cousin des Neupriesters, assistierten. Letzterer hielt auch die Predigt & sprach über Würde, Bürde & Lohn des priesterlichen Amtes. Die ganze Gemeinde nahm innigen Anteil an der Feier. Doch nach des Dichters Worten wird keinem Sterblichen eine ungemischte Freude zu teil. Ein Bruder des Primizianten, welcher Pfarrer in Amerika ist & zu dieser Feier nach Deutschland reiste, erkrankte unterwegs & liegt im Krankenhause zu Montabaur.

Kriegerdenkmal
Die Einweihung hiesigen Denkmals, verbunden mit der 40jährigen Gedenkfeier an die Tage 1870/71 fand am 4. August unter großer Beteiligung auswärtiger Brudervereine statt. Herr Landrat Büchting vollzog den feierlichen Akt der Enthüllung & brachte das Kaiserhoch aus. Anschließend daran wurde die Nationalhymne gesungen. Hierauf bewegte sich ein stattlicher Festzug dem Festplatze zu, wo sich ein heiteres Leben entwickelte.

Kirchhof
Am Sonntag den 2. Oktober fand die Einweihung des neuen Kirchhofes durch Herrn Pfarrer Egenolf statt. Gleich danach bestattete man die erste Leiche, die Ehefrau des Landwirts Anton Dillmann, Anna Maria, geb. Staudt.

Brand
Am 11. November, St. Martinus, nachmittags nachdem kaum die Vesper aus war, erscholl der Ruf: Feuer! In helllichter Flamme stand die Scheune des Samuel Heilbrunn. In kaum 2 Stunden lagen 4 Scheunen, 2 Ställe und ein Wohnhaus in Schutt und Asche. Dieselben Gebäude sollen vor 45 Jahren auch schon einmal abgebrannt sein.

Bahnunglück
Am Vormittage des 28. November gegen ½ 11 Uhr stieß auf freier Strecke, der um 10.27 hier abfahrende Triebwagen mit einer von Wilsenroth kommenden Maschine zusammen.
Herbei entgleiste ein Wagen; doch wurden durch den Zusammenstoß 5 Personen, darunter 2 schwer verletzt; drei erlitten nur leichte körperliche Beschädigungen. Die schwersten Verletzungen erlitt der Bahnhofswirt Karl Eduaed Henz (Herz?) von hier. Die Maschinen wurden stark beschädigt. Von Limburg traf bald ein Hilfszug ein, mit dem 2 Ärzte kamen. Der zufällig auch im Zuge befindliche Heilgehilfe & Barbier Anton Buß von hier, nahm sich bis zum Eintreffen der Herren Ärzte der Verletzten an. Die Aufräumungsarbeiten auf der Unfallstelle war bereits um ½ 1 Uhr mittags beendigt.

1911

Fotografie der alten Schule
Schule "am alten Totenhofe"

Schulbau
Mit dem Schulneubau scheint es doch endlich ernst zu werden. Am 16. Februar waren Herr Oberregie- rungsr. Bardeleben & ein Königl. Baurat von Wiesbaden gekommen um mit der Gemeinde zu unterhandeln. Nach langer Beratung wurde beschlossen, das jetzige Schulhaus umzubauen in Wohnungen (Kaserne) und auf dem alten Totenhof einen Neubau mit 5 Lehrsälen und einer Lehrerwohnung zu errichten.

Verunglückt
Am 27. März, morgens gegen 11 Uhr, wurde der Steinbruchsarbeiter Johann Brötz im Bruche an der Dornburg von sich loslösenden Gesteinen verschüttet und konnte nur als Leiche, ganz verstümmelt herausgezogen werden.

Brand
Noch kaum ist der Schrecken des Brandes vom Monate November 1910 aus den Gliedern, so rufte schon am 8. April die Sturmglocke wieder. Diesmal aber zu einem ausgedehnterem. In kaum 1 ½ Stunden waren 5 Wohnhäuser und 3 Scheunen nebst Ställen ein Raub der Flammen.

Verunglückt
Am 26. Oktober stüzte die Witwe Josef Brötz in ihrem Neubau, in der Nähe des Denkmales, aus dem II.Stocke in den Keller & verletzte sich so schwer, daß der Tod schon nach 2 Stunden eintrat.

1912

Pensionierung
Der Gemeindeförster Jakob Aloysius Brötz trat mit 1. Januar in Pension & sein Sohn wurde zum Nachfolger gewählt.

Primiz
Am 25. März feierte der Neupriester Aloysius Giesendorf in hiesiger Pfarrkirche sein erstes hl. Meßopfer unter reger Begeisterung der ganzen Gemeinde.

Schulbau
Am 2. September geschah der erste Spatenstich zur Auswertung des Fundamentes der neuen Schule auf dem alten Totenhofe.

1913

Grauenhafte Tat
Eine sehr traurige Tat ereignete sich am Sonntag den 25. Mai, abends zwischen 10 & 11 Uhr in Langendernbach. Am genannten Tage hielt der "Rauchklub" daselbst ein Waldfest. Eine der erhitzten Gemüter fing auf der Dorfstraße mit einem Mann namens Nakowitsch, gebürtigt aus Langendernbach, verheiratet dahier & Vater von 5 unmündigen Kindern Streit an, wobei er das Messer zog. Er traf den Nakowitsch so unglücklich in die Herzgegend, daß dieser nach einigen Schritten zusammenbrach & sofort starb. In der Nacht noch wurde der Täter abgeführt. Die Beerdigung fand statt am 28. unter großer Beteiligung der Ortseinwohner auf hiesigem Kirchhofe.

Schuleinweihung am 13. Dezbr. 1913
Zu einer erhebenden Feier gestaltete sich die Einweihung der neuen Schule, zu der die Herren Ober- Regsr. von Bardeleben - Wiesbaden, geh. Regierungsrat Büchting - Limburg, Regierungs-Ass. Dr. Schröter, der Königl. Kreisschulinspector Pfarrer Urban - Niederzeuhheim & Kreisbaumeister Völling - Limburg erschienen waren. Nachdem um 8 Uhr ein Festgottesdienst in der Pfarrkirche abgehalten worden war, bewegte sich um 10 Uhr unter den Klängen der Musikkapelle des Kriegervereins & dem Trommlerkorps des katholischen Jünglingsvereins der Festzug von der alten Schule durch die Ortsstraßen nach dem neuen Schulhause. Die einzelnen Schulklassen trugen ihre Kruzifixe aus der alten Schule in die neuen Räume. Daran reihten sich der Schul- & Gemeindevorstand & sämtliche Vereine Frickhofens. Vor dem Portale des neuen Gebäudes nahmen die Festteilnehmer Aufstellung. Nachdem die Schüler das Lied "Groß ist der Herr" zum Vortrag gebracht, hielt Herr Ortsschulinspector Pfarrer Egenolf die Festrede. Darauf sangen die Schüler ein zweites Lied: "Danket dem Herrn" & Knaben & Mädchen trugen Festgedichte vor. Sodann nahm Herr Oberregierungsrat das Wort & überreichte das vom Herrn Minister der Schule geschenkte Kaiserbild. Herr Landrat lobte den Opfersinn der Gemeinde & überreichte den Schlüssel dem Herrn Bürgermeister Giesendorf, der ihn dem Hauptlehrer überreichte. Tn einigen kurzen Worten forderte dieser die Eltern auf, durch fromme christl. Erziehung das Wirken der Schule zu unterstützen. Mit dem Lobgesang Großer Gott schloß die erhabene Feier. Hieran schloß sich eine Besichtigung der Klassenräume & des Brausebades. Zur Erinnerung erhielten die Schüler Wecke.