Kultur- und Geschichtsverein
Frickhofen e. V.

Auf dem Blasiusberg steht eine der ältesten Kirchen des Westerwaldes. Nach der Niederlassung von Missionaren in Dietkirchen war sie wahrscheinlich die erste Kirche, die in unserem Raum - etwa Mitte des 7. Jahrhunderts - errichtet wurde.

Anfangs des 8. Jahrhunderts war Dietkirchen - und wohl auch der Blasiusberg - ein wichtiger Missionsstützpunkt für "St. Bonifatius" - den Apostel der Deutschen.

Aus dem Band "1000 Jahre Frickhöfer Geschichte" stellen wir Ihnen hier einen Artikel über die Rolle des Blasiusberges und die Missionstätigkeit von St. Bonifatius vor.

Heribert Heep: Tausend Jahre Frickhöfer Geschichte; Limburg 1950

St. Bonifatius

Nachdem jahrhundertelang das Heidentum versucht hatte, das irdische Leben durch eine Sphäre des Übersinnlichen zu überhöhen, wurde das Christentum im Rhein-Donau-Gebiet bekannt. Die ersten Christen dieser Gegend waren wohl römische Legionssoldaten, so z. B. der hl. Viktor von Xanten, Cassius und Florentinus in Bonn, in Mainz der hl. Theonest, der wegen seiner Christustreue in einer Weinkufe in den Rhein geworfen wurde. Bei Kaub (von Kufe) landete er und predigte dort. "Er pflanzte mit dem Christusglauben in Kaub die ersten süßen Trauben." In Wiesbaden fand man Grabsteine und römische Lämpchen mit dem Christuszeichen (heute im Wiesbadener Museum).

Ein farbenreiches Bild schuf die Legende vom hl. Lubentius, der in der Mitte des 4. Jahrhunderts unser Gebiet missionierte. Er war ein trierischer Priester und Freund des hl. Kastor. (Kastor-Kirche in Koblenz.) An einer alten Thingstätte des Lahngaues ließ er eine Kirche errichten und predigte dort, da er hier zur Thingzeit eine große Zuhörerschaft vorfand. Diese Kirche ward die Mutterkirche für den ganzen Lahngau. Schon der Name Dietkirchen (Diet = Volk, vergl. Dietrich, = Theoderich) zeugt für ihr hohes Alter. Die Legende berichtet. daß der Leichnam des hl. Lubentius von Kobern an der Mosel, der Heilige zuletzt wirkte, in einem Schiff nach Dietkirchen gefahren sei und dort angelegt habe. Hier ist er auch begraben.

Von Dietkirchen aus wurde unser Gebiet missioniert und die Kirche auf dem Blasiusberge wurde von einem Dietkirchener Stiftsherrn pastoriert. Dieser kam meist auf einem Esel bis zu dem dem Blasiusberg zunächst gelegenen Orte Dorndorf geritten, wo er sich seines Reittieres entledigte. Der Weg, den er dazu nahm, ist der noch heute danach benannte "PFAFFENWEG", der westlich an Frickhofen vorbeiführt. Einmal konnte er dem Dorndorfer Wirt den schuldigen Erlös für die Aufbewahrung und Pflege des Tieres nicht bezahlen, und der Wirt behielt sich den Esel als Pfand zurück. Daher ruft man noch heute den Dorndorfern spöttisch "Dorndorfer-Esel" zu.

Anfangs des 8. Jahrhunderts kam der englische Mönch Winfried deutsches Land. Schon überall fand er Spuren christlicher Missionsstätigkeit vor, jedoch es fehlte eine einheitliche Leitung und Führung. Deshalb zog er nach Rom zu Papst Gregor III. und ließ sich von ihm Vollmachten geben, die christlichen Missionsgebiete zu organisieren. Der Papst gab ihm den Namen "BONIFATIUS", d. h. Wohltäter.

Ein mitgegebenes Schreiben des Papstes übertrug ihm 783 das Missionsgebiet an der Lahn, die Wetterau und die "Nistresi". Darunter darf man wohl die Leute verstehen, die an der Nister wohnen. Wenn diese Deutung richtig ist, so ist es wohl nicht ausgeschlossen, daß der Volksglaube, Bonifatius habe auf dem Blasiusberg gepredigt, einen geschichtlichen Untergrund hat.

Außerdem war der Sitz seines Bistums in Mainz nicht allzuweit von unserem Gebiet entfernt, und es ist anzunehmen, daß auch unser Gebiet mit dem Gebiet des Lahngaues, zu dem es ja gehörte, ein Stück des Bistums Mainz war. Auch aus diesem Grunde ist ein Besuch und eine Predigt des hl. Bonifatius auf dem Blasiusberg nicht unwahrscheinlich. Beim Erbauen von Kirchen wählte Bonifatius Orte, die schon als heilige Haine in heidnischer Zeit Stätten der Ehrfurcht waren. Hier fand sich auch immer ein großes Auditorium zusammen. Die ersten Kirchen wurden meist aus dem Holz gefällter Donar-Eichen gebaut. (Geismar.)

Bonifatius fand den Martertod bei einer Bekehrungsreise zu den Friesen 754.