Kultur- und Geschichtsverein
Frickhofen e. V.

Seit vielen Jahrzehnten wurden auf der Dornburg immer wieder verschiedene geophysikalische Besonderheiten fetgestellt. Deren Entdeckung geht auf das 19. Jahhundert zurück, als hierzu in verschiedenen Zeitschriften ausführliche Artikel veröffentlicht wurden.

In dem 1950 erschienenen Band "1000 Jahre Frickhöfer Geschichte" stellte Heribert Heep diese geophysikalischen Besonderheiten seinen Lesern vor.

Heribert Heep: Tausend Jahre Frickhöfer Geschichte; Limburg 1950

Dornburg - geophysikalische Besonderheiten

DAS EWIGE EIS

Seit 1839 erregt die sommerliche Eisbildung auf der Dornburg für die ganze Umgebung das größte Interesse. Gemeindearbeiter, die in diesem sehr heißen Sommer Steine an der Dornburg holten, fanden festgefrorenes Basaltgeröll und in größerer Tiefe Eis in kompakter Masse vor.

Im Volke ist der Glaube verbreitet, daß dieses Naturwunder noch von der Zerstörung der Dornburgstadt herrühre. Diese Illusion an die mysteriöse Errettung der goldenen 12 Apostelbilder wurde aber den Bürgern durch geologisch begründete Beweise zerstört.

Das für kurze Zeit im Frühjahr und Herbst unter der Oberfläche verschwindende Eis, das man jedoch in geringer Tiefe wiederfindet, nimmt bei steigender Sommerhitze an Masse zu. Wie noch aus der Volksschule erinnerlich sein wird, bestehen die Abhänge der Dornburg aus Basaltsteingeröll. Die Zwischenräume des Gerölls sind bis über 5 m tief mit Eis im Winter wie im Sommer ausgefüllt. Aus dem unteren Teil des Abhanges strömt im Sommer eiskalte Luft, die bei größerer Hitze an Kälte und Vehemenz zunimmt. Im Winter ist die Luftströmung eine umgekehrte, am unteren Geröllrand strömt kalte Luft ein, die eisigkalt den Berg in der Nähe des „Wildweiberhäuschens“ verläßt. An verschiedenen Teilen des Abhanges bleibt auch dicht gefallener Schnee nie lange liegen.

Die Entstehung des ersten Eises und seine Erhaltung wird folgendermaßen zu erklären versucht:

Die sich von den Basaltfelsen ablagernden Gesteinstrümmer bedecken jeden Winter gefallenen Schnee und vergrößerten sich allmählich zu einer porösen Schutthalde, zum heutigen mächtigen Abhang. Die stets durchsickernde Feuchtigkeit wird im Innern von dem Luftzuge zur schnellen Verdunstung gebracht. Basalt ist an und für sich ein sehr schlechter Leiter und führt dem Eise von außen keine Wärme zu. Der stetige Luftzug erzeugt im Innern der Geröllhalde eine derartige Kälte, daß sie für die Erhaltung und Bildung des Eises ausreichend ist.

Diese natürliche Eisbildung hat schon ein früherer Besitzer der Dornburg auszunützen gewußt. Er legte dort einen Aufbewahrungsraum für alkoholische Getränke an, die sich auch in der größten Hitze eiskalt erhielten.

Heute ist das im Volksmund genannte „ewige Eis" hinter zwei Gittern in Stollen sichtbar. Die Annahme, der sich oft im Sommer in den Stollen befindliche Schnee sei auf eine übernatürliche Art und Weise entstanden, ist irrig. Beobachtungen haben ergeben, daß der Schnee im Winter von Männern, die ihren Spaß an den abergläubischen Ansichten der Leute hatten, im Winter hineingeschaufelt wurde.

QUELLEN AUF DER DORNBURG

Mehrere starke Quellen, die Sommer wie Winter eine gleichblei- bende Temperatur aufweisen, entspringen auf der Dornburg. Nach Messungen beträgt die Temperatur 31/2° R. Sie liefern ein vorzügliches, eiskaltes und weiches Wasser. Am bekanntesten sind die beiden Quellen: Steinborn (Ktbl. 28 Frickh.) und Germbacher Quelle. Die Germbacher Quelle soll man nach einem ausgegangenen Dorf namens „Germbach" benannt haben. Erstere speist das Schwimmbad und ist die ergiebigste, letztere, rechts vom Langendernbacher Weg gelegen, bewässert die Germbacher Wiesen.

Die Quelle "Steinborn" soll eine tägliche Wassermenge auswerfen, die ausreichen würde, die ganze Gemeinde im Falle eines Brandes mit Löschwasser zu versorgen.

ENTGEGENGESETZE MAGNETISCHE POLARITÄT

Tatsächlich lassen sich auf beiden Abhängen der Dornburg starke, magnetische Schwankungen an der Magnetnadel nachweisen. Schon in größerer Entfernung zeigt der Kompaß an den entgegengesetzten Abhängen eine entgegengesetzte magnetische Polarität an. Man kann vermuten, daß sich im Innern des Berges ein großes Magneteisensteinlager befindet, dessen Magnetismus sich in der beschriebenen Form auf die Magnetnadel auswirkt. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die periodische Luftströmung den Magnetismus verstärkt.