Kultur- und Geschichtsverein
Frickhofen e. V.

Seit weit über 1.000 Jahren ist die Kapelle auf dem Blasiusberg - im Volksmund immer noch als "Kleesberg" bekannt - eine zentrale Stätte für Gebet und Liturgie. Ursprünglich war die Kirche wohl dem Erzengel St. Michael geweiht, der die Seelen der Verstorbenen wägt. Später wurde das Patronat auf St. Blasius - einen der 14 Nothelfer - übertragen. Bis heute ist dieser Ort ein spirituelles Zentrum, das weit üpber die Gemeinde Dornburg hinaus strahlt.

In dem 1950 erschienenen Band "1000 Jahre Frickhöfer Geschichte" geht H. Heep gerade auf diese Perspektive des Blasiusberges ein.

Heribert Heep: Tausend Jahre Frickhöfer Geschichte; Limburg 1950

St. Blasiuskirche

Als reizvolles Ziel für einen Ausflug, so recht für den Naturfreund geschaffen, thront die Kirche ad S. Blasium in ihrem schlichten Kleide auf dem Cleseberg bei Frickhofen, umrauscht von alten, schattenspendenden Bäumen inmitten einer sagenumwobenen Umgebung.

Viele Wanderer, denen der Wunsch aufkommt, dem Wirbel des Alltags, dem täglichen Einerlei der Berufspflichten und den häuslichen Sorgen zu entfliehen, suchen diesen so beruhigenden, stillen und naturverbundenen Ort auf, um Entspannung und neue Kraft zu finden. Streift er dann durch felsiges Gestein und duftenden Wald, so spürt er versonnen dem Wechsel der Zeiten nach und zieht dann, von dem stillen Erlebnis tief beeindruckt, von dannen.

Herrlich ist das Panorama, das sich zu Füßen des Schauenden ausbreitet. Vor ihm liegen in der Sonne die Dörfer Dorndorf und Frickhofen und grüßen mit ihren glänzenden Schieferdächern. Auf den Feldern mühen sich emsig arbeitende Bauern in der Sorge um das tägliche Brot. Singende Kinder tummeln sich im Walde und sind froh und zufrieden, über allem spannt sich der sommerliche Westerwaldhimmel in seinem reinen Blau.

An den Festtagen, an denen Männer und Frauen, Buben und Mädchen zum heiligen Berg wallfahren, ist die Kapelle herrlich geschmückt. Dann dröhnt aus den Lüften der Klang der Glocken, gesegnete Fahnen entrollen sich im Wind, und weihevolle Lieder erklingen. In der herrlichen Kühle des Gotteshauses bitten und büßen, sühnen und danken gläubige Menschen.

Die Kirche, die dem Nothelfer gegen Halskrankheiten, St. Blasius, dem Bischof von Sebaste (3. 2.) geweiht ist, hat seit ihrem Bestehen viele Menschen weinen sehen aus Not und dankbarer Freude. Wie viele Gläubige verdanken die Heilung ihres Kindes, die glückliche Rückkehr ihres geliebten Vaters, Sohnes und Bruders aus der Kriegsgefangenschaft oder die Errettung aus einer drohenden Gefahr der Fürbitte dieses verdienstvollen Märtyrers. Die kleinen Marmortäfelchen an den Wänden sprechen eine stumme Sprache.

Das Gotteshaus auf der hohen Felsenkuppel wird von Schriftstellern zu den ältesten Kirchen des Landes gezählt. Lange bevor Glaubensboten der römisch-katholischen Kirche unsere Heimat christianisierten, hatte der Christusglaube hier Wurzel geschlagen. Es ist anzunehmen, aber historisch nicht bewiesen, daß christliche Söldner aus den römischen Legionen den heiligen Glauben in unsere Gegend pflanzten.

Ursprünglich hatte der Berg für unsere Vorfahren eine hohe Bedeutung, denn hier war die Mal- und Opferstätte der heidnischen Wodansdiener, wohin die Bewohner der ganzen Umgegend zum Opfer und Kult kamen. Nur langsam konnte das Christentum hier Wurzel schlagen, denn zäh und verbissen kämpften unsere Vorfahren um den Fortbestand der alten Götter. Oft fielen auch Bekehrte in den Wotansdienst zurück.

Lange vor der Jahrtausendwende wird hier ein Holzkirchlein gestanden haben, das später einem Gotteshaus aus Stein weichen mußte. Im Jahre 1059 wurde die Blasiuskapelle Pfarrkirche für das Kirchpiel Cleseberg („ecclesia" = Volksversammlung, Kirche). Im Volksmund wird der Blasiusberg auch „Klesberg" genannt (Kles=Kloß. Die Bezeichnung ist auf die Form des Berges zurückzuführen).

Das Kirchspiel Cleseberg gehörte zum Kapitel Dietkirchen und somit zur Diözese Trier. Früher wurden die Toten um die Kirche im Walde bestattet. Auch die umliegenden Gemeinden, die zu dem genannten Kirchspiel gehörten, bestatteten hier. Heute noch kann man zuweilen Menschenknochen zwischen Baumwurzeln finden. Einen nicht sehr weiten Weg von hier, der in einer sanften Schleife zur Höhe führt, nennt man den "Totenweg“. Die Blasiuskirche wurde in jener Zeit von einem Stiftsherrn aus Dietkirchen betreut, der auf einem Esel den Weg zur Kapelle zurücklegen mußte. Er benutzte dabei den „Pfaffenweg", einen Weg, der parallel mit der Limburger Straße läuft.

Die Kapelle hatte früher natürlich nicht die Form, die sie heute aufweist. Eine Niederschrift besagt, daß sie im Jahre 1868 vom Blitz zerstört wurde. Nur das Chor und die inneren Pfeiler sollen erhalten geblieben sein, die man beim Wiederaufbau mitverwendet hätte.

Die Blasiuskirche ist eine schlichte, romanische Pfeilerbasilika mit viereckigem Chor, der ein kuppelartiges Kreuzgewölbe hat. Von alten Einzelheiten sind nur die Kämpfergesimse des Chorbogens mit stark geschwungenen Karniesen erhalten (Lotz).

Die langgestreckte Raumform der Kirche wird der Länge nach durch Pfeilerreihen in drei Raumteile mit geraden Decken (Schiffe) gegliedert. Das Mittelschiff ist breiter und höher als die Seitenschiffe und durch Fenster in der freistehenden Obermauer unterbrochen. Die gedrungenen Pfeiler weisen keine Gesimse auf. Über der Westseite befindet sich ein kleiner Turm mit Schieferbedachung. Der ganze Bau ist wuchtig ausgeführt, in sich ruhend und horizontal gegliedert. Über dem Eingang und den beiden Seitenschiffen befinden sich Emporen. Ein Rundfenster ist über dem Eingang angebracht. Interessant ist die auffallende Ähnlichkeit in Architektur, Raummaßen und überhaupt der gesamten Anlage mit der Martinuskirche in Ems. Während an der Kopfseite des linken Seitenschiffes ein Marienaltar errichtet wurde, befestigte man im rechten Seitenschiff das Kenotaph zweier Grafen von Waltmanshusen (Waldmannshausen). Der Altarkasten des Hochaltars beherbergt Reliquien des heiligen Blasius. (Beim Blasiussegen werden von dem Geistlichen zwei brennende Kerzen kreuzweise an den Hals gelegt, und dabei spricht er die Worte: "Auf die Fürbitte des seligen Bischofs und Märtyrers Blasius befreie Dich Gott von Halsgebrechen und jedem anderen Übel. Im Namen des Vaters und ... pp).

Wie bei den meisten alten Kirchen, so läßt sich auch für die Blasiuskapelle kaum ein Entstehungsjahr oder der Name eines Baumeisters finden.

ßerhalb der Kapelle, neben dem Chor, steht ein altertümlicher Taufstein aus Basalt, ohne irgend eine künstlerische Form. (Vielleicht wurde früher im Freien getauft.)

Mit dem Neubau der St. Martinuskirche in Frickhofen 1732, trat die Kapelle jedoch nicht in den Hintergrund. Trotz ihrer Einfachheit wird sie von den Frickhöfern hoch in Ehren gehalten. Immer wieder finden sich Menschen bereit, die jedes Jahr das Gotteshaus einer Reinigung unterziehen, die Wege reinigen und die Altäre schmücken. Rektor Heinzmann hat sich durch persönlichen Einsatz und durch die Hilfe seiner Oberklasse um den Blasiusberg verdient gemacht.

DAS KENOTAPH DER BEIDEN GRAFEN

Auf der Steinplatte wurde zum Andenken an die beiden Waldmannshäuser Grafen von deren Angehörigen folgende Inschrift graviert:
„A. D. M. D. XXV est der Ernuest Thebes von Waltmanshusen uf Alerhelgen Abet gestorbe - 1. 5. 2. 8. uf Sondak Trinitatis ist der Ernuest Philips von Waltmanshuse. Den Got beyde gnedich sey."

DIE GLOCKE AUF DEM BLASIUSBERG

Nachdem die Glocke gestohlen und die andere unter Pfarrer Johann Gregor Adam in die neu erbaute Pfarr- und Mutterkirche gebracht worden war, wurde auf dem Blasiusberge nicht mehr geläutet. Um 1780 (1850) schenkte die Familie Doll der Kirchengemeinde eine neue Glocke, die noch heute im Turm hängt. Sie trägt die Inschrift: "Gewidmet von G. Doll und seiner Ehefrau Klara Schmidt".

Die beiden Brüder Doll sollen aus Tirol stammen und in der Leibgarde des Fürsten Franz Alexander gedient haben. Der Fürst hat ihnen in Anerkennung ihrer Verdienste Land und die unter „Dolle-Mühl" bekannte Mühle geschenkt. Die Schenkungsurkunde ist von dem Fürsten unterzeichnet und trägt das Datum 5. February 1700. Vielen wird auch das "Dolle-Kapellchen" bekannt sein. Dasselbe wurde von der Familie Doll erbaut. Das Altarbild stellt die Flucht nach Aegypten dar und ist gezeichnet mit Rud. Bungeroth 1860.