Kultur- und Geschichtsverein
Frickhofen e. V.

Aus einem Artikel auf der deutschsprachigen Seite von Wikipedia:

Politische Korrektheit

Politische Korrektheit (häufig als Adjektiv politisch korrekt, engl.: political correctness [pəˈlɪtɪkəl kəˈrɛktnɪs] und politically correct; Abk. PC, P.C. und pc) ist ein aus dem englischsprachigen Raum stammendes, inzwischen aber allgemein verwendetes politisches Schlagwort, welches primär sprachliche Formulierungen bewertet, insbesondere auch das Gegenteil, die politische Inkorrektheit sprachlicher Aussagen kritisieren soll. Das Merriam-Webster’s Collegiate Dictionary definiert den englischen Begriff politically correct als eine Anpassung an die Idee, dass Ausdrücke und Handlungen, die politische Sensibilitäten, etwa bezogen auf Geschlecht oder Rasse, verletzen könnten, eliminiert werden sollten.[1] Die in dieser Definition beschriebene Ausweitung von sprachlichen Formulierungen auf "Handlungen" stimmt mit dem Kern und Gebrauch des Begriffes jedoch nicht überein. Laut Wierlemann wird mit Politische Korrektheit ein Sprachgebrauch bezeichnet, der durch eine besondere Sensibilisierung gegenüber Minderheiten gekennzeichnet ist und sich der Anti-Diskriminierung verpflichtet fühlt. Im aktuellen Sprachgebrauch sei der Begriff allerdings eine "Diffamierungsvokabel", die von konservativer Seite als "Fremdbezeichnung für das gesamte liberale Spektrum" eingesetzt werde

Es entstand in den 1980er Jahren infolge der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, die versuchte, der Diskriminierung von Minderheiten mit Hilfe nicht wertender, neutraler Sprache entgegenzuwirken. Die Bezeichnung politically correct wurde dabei zunächst als ironische Eigenbezeichnung von den Vertretern dieser Bewegung verwendet.

Es lassen sich zwei verschiedene Verwendungen des Begriffs Politische Korrektheit unterscheiden. Erstens ist der Begriff ein prägnantes und bekanntes Schlagwort im Kontext der, insbesondere in den Vereinigten Staaten, Europa und Australien seit dem Ende des 20. Jahrhunderts vorhandenen gesellschaftlichen Tendenz, Interessen von Minderheiten stärker zu vertreten sowie Diskriminierung, insbesondere im Sprachgebrauch zu vermeiden, die in der Vergangenheit akzeptiert oder schlicht unerkannt war.

Mit der Aussage, dass etwas "politisch nicht korrekt" bzw. "politisch inkorrekt" sei, soll dementsprechend ausgedrückt werden, dass eine Norm verletzt, eine Äußerung (oder Handlung) allgemeinen moralischen Normen zuwiderhandelt oder gar ein Tabu gebrochen wurde.

Der zweite Kontext ist die Ablehnung einer als Freiheitsbeschränkung oder Zensur empfundenen gesellschaftliche Norm oder Kritik, sei es, um am Gewohnten festzuhalten, sei es gegen Übertreibung bei der Vermeidung als negative empfundener Begriffe, sei es, weil durch zu viel Rücksichtnahme die Äußerung von Fakten oder Wahrheiten unterdrückt würde. Diese Kritik vermeintlicher "Politischer Korrektheit" als Kampfbegriff gegen zu viel Rücksichtnahme bzw. gegen einen linken politischen Gegner ist gleichfalls als politisches Schlagwort in Verwendung.

Kriegsende 8. Mai 1945

Waren es wirklich ‚unsere Mütter und unsere Väter’, die diese Kriegsverbrechen begingen?

Ein ZDF-Fernsehfilm vermittelt den Eindruck, als wenn alle damaligen Deutschen an den nationalsozialistischen Kriegsverbrechen beteiligt gewesen wären.

"Unsere Mütter, unsere Väter"

Liebe Besucher unserer Website,

an dieser Stelle hätten wir Ihnen gerne ein Standfoto aus der Mini-Serie des ZDF "Unsere Mütter, unsere Väter" gezeigt, die Ende März in drei Teilen ausgestrahlt wurde. Leider wurde uns dies vom ZDF - aus urheberrechtlichen Gründen - ausdrücklich untersagt.

Wir bitten hierfür um Ihr Verständnis und möchten Sie statt dessen auf die entsprechende Webseite des Senders "Unsere Mütter, unsere Väter" hinweisen.

In dem dreiteiligen Fernsehfilm "Unsere Mütter, unsere Väter" werden die Wege und Entwicklungen von fünf jungen Menschen im Verlauf des 2. Weltkriegs seit Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion dargestellt. Die jungen Leute Anfang 20 zeigen verschiedene Charaktertypen und repräsentieren damalige Gruppen wie Krankenschwestern, Soldaten, Offiziere, Karrieristen und Ausgestoßene.

Ein Thema des Films ist das Verhalten der jungen Leute zu Juden und Judenverfolgung. Die Film-Soldaten werden Zeuge davon, wie ukrainische Hilfskräfte der SS Juden einschließlich der Kinder brutal aus ihren Häusern treiben. Die Soldaten sind geschockt, Leutnant Wilhelm Winter protestiert gegen den brutalen Zugriff an einem kleinen Mädchen. Dann kommt ein SS-Offizier und schießt mit seiner Pistole das Mädchen in den Kopf.

Dieser filmszenischen Verdichtung entspricht die historische Realität: Im Hinterland der Ostfront "säuberten" die SS-Einsatzgruppen systematisch die Städte und Dörfer von jüdischen Zivilisten. Insgesamt ermordeten die SS-Einheiten in den eroberten Gebieten Russlands etwa 560.000 Juden, Zigeuner und behinderte Russen. Gleichzeitig ließ die SS-Führung in Polen KZ’s bauen, in denen weitere Millionen deportierte Juden getötet wurden.

Einige Wehrmachteinheiten waren an diesen mörderischen Judenaktionen beteiligt – etwa mit logistischer Unterstützung. Manche Offiziere und Generale protestierten aber auch gegen das brutale SS-Vorgehen, wenn sie es im Rückraum der Front mitbekamen. Von den insgesamt 8 Millionen deutschen Soldaten an der Ostfront waren sehr wenige am Holocaust beteiligt, die meisten wussten nichts von der systematischen Juden-Vernichtung, wie der ehemalige SPIEGEL-Herausgeber Rudolf Augstein nach dreijähriger Ostfront-Erfahrung bestätigte.

Die meisten Krankenschwestern wollten helfen und waren keine "braunen Schwestern"

Anders als bei den Soldaten wird das Verhalten deutscher Krankenschwestern in den zahlreichen Lazaretten dargestellt. Im Film meldet sich Charlotte freiwillig als Rotkreuz-Schwester für Frontlazarette, im Kopf die NS-Parolen. Aus dieser Haltung heraus denunziert sie eine jüdische Ärztin, die daraufhin von der SS abgeholt wird. Eine zweite junge Schwester bestärkt sie in dieser Nazi-Ideologie.

Die Filmemacher haben den Anspruch, dass die Lebensläufe paradigmatisch sind, die Protagonisten exemplarisch für ihre Gruppen handeln, die Figuren eine gewisse Bandbreite abdecken, also die Frontschwester Charlotte für die etwa 500.000 damaligen Krankenschwestern steht. Damit legt der Film aber eine bestimmte Tendenz nahe: Die deutschen Krankenschwestern seien NS-gläubig und mehr oder weniger in die Judenvernichtung der Nazis verstrickt gewesen.

"Ich habe das gleiche getan wie amerikanische Krankenschwestern"

Diese These aber ist Ideologie. Sie hat nichts mit der historischen Wahrheit oder auch der "verdichteten Realität" zu tun, wie der Film sie beansprucht. Sicherlich gab es zahlreiche NS-fanatisierte Frontschwestern wie die beiden im Film oder die sogenannten "braunen Schwestern" in den Euthanasieanstalten wie Hadamar - aber hunderttausende Schwestern haben nicht ihre jüdischen Mitschwestern denunziert, keine Todesspritzen für Behinderte vorbereitet und auch ihren Dienst nicht im Sinne der nationalsozialistischen Propaganda verstanden.

Ein Beispiel aus Frickhofen: Margarete B. war von 1941 bis zum Kriegsende in einem deutschen Lazarett bei Zagreb / Kroatien dienstverpflichtet. Nach dem Krieg wurde sie vom Ortskommandanten der amerikanischen Besatzung in Frickhofen vorgeladen und mit dem anklagenden Vorwurf konfrontiert, sie habe sich als Krankenschwester im Dienst des Nazi-Regimes schuldig gemacht. Darauf sagte sie mit gutem Gewissen: "Ich habe das gleiche getan wie die amerikanischen Krankenschwestern auch – nämlich kranke und verletzte Soldaten und auch Zivilisten gepflegt und versorgt."

Das Verhalten im Krieg aus dem Krieg selbst erklären zu wollen, greift zu kurz

Im Mittelpunkt des Films stehen zwei Soldaten-Brüder und damit das Heer von Millionen Wehrmachtssoldaten an der Ostfront: Leutnant Wilhelm steht für die Klasse der Offiziere, sein jüngerer Bruder bleibt einfacher Gefreiter. Das Kriegsgeschehen an der Ostfront von 1941 bis 45 wird aus der Perspektive dieser beiden Protagonisten erzählt. Die beiden machen im Verlauf des Krieges eine gegensätzliche Einstellungsentwicklung durch: Friedhelm wird von einem Kriegsskeptiker, der die grausame Logik der Krieges durchschaut, zu einer Tötungsmaschine; sein Bruder Wilhelm entwickelt sich von einem pflichtschuldigen Offizier zum desillusionierten Deserteur. Eine ähnliche Entwicklung in ihrem Bereich macht die Krankenschwester Charlotte durch. In weiteren soldatischen Nebenrollen werden Charaktere von ängstlichen, draufgängerischen, zynischen oder blauäugigen Soldatentypen skizziert.

In weiten Teilen scheint der Film angelegt wie ein Stück unter dem Titel: "Studien zur charakterlichen Entwicklung unter den Bedingungen eines Krieges" - mit dem Anspruch zu erklären, wie der Krieg die Menschen verändert. Es hat aber eine gewisse Beliebigkeit an sich, wenn der ehemals pflichttreue Leutnant Winter am Schluss seinem Vorgesetzten das Messer in den Rücken stößt, während der kriegsskeptische Friedhelm als Büttel der Nazi-Offiziere zum kalten Kriegsmörder wird. Warum lässt sich die nazi-gläubige Charlotte zu subversiven Aktionen hinreißen? Nebenbei widerlegt der Film bei den positiven Entwicklungen seine eigene Grundthese, dass "dieser Krieg alles Schlechte in uns zum Vorschein bringen" würde. Letztlich scheitert der Film an seinem eigenen Anspruch, Kriegsverhalten allein aus den Kriegsverhältnissen erklären zu wollen.

Die nationalsozialistische Vorlaufgeschichte zum Krieg

Der 2. Weltkrieg und insbesondere der Angriffskrieg gegen Stalins Sowjetunion ist ohne die vorlaufende Dekade mit nationalsozialistischer Raum- und Rassen-Ideologie, Volksverdummung, anti-marxistischer Kritik, Kriegspropaganda und Kriegsplanung nicht zu verstehen. Der Film-Produzent Nico Hoffmann berichtet, dass seine Mutter als fanatisches BDM-Mädchen den Russlandkrieg glorifiziert hätte und noch jahrelang nach dem Krieg um "den Verlust von Hitler" gerungen hätte. Im Film selbst aber wird ausgeblendet, dass und wie schon lange vor dem Krieg die Millionen Gefolgsleute Hitlers zu aggressiven Eroberungsrassisten konditioniert wurden.

Die kriegsvorbereitenden Indoktrinationen begannen schon vor 1933: Damals unterhielten sich zwei achtjährige Frickhöfer Jungen über die bevorstehende Reichspräsidentenwahlen im April 1932. Die Kandidaten-Konstellation war: Hindenburg gegen Hitler. Der eine Bub aus einer Zentrumswählerfamilie sprach sich für Hindenburg aus. Der andere Junge aus einer Familie von NSDAP-Wählern äußerte sich verächtlich über Hindenburg und prahlte damit, dass er Hitler wählen würde. "Für den Führer würde ich sogar mein Leben opfern." Er tat es 10 Jahre später im Russlandkrieg.

Auch der andere Junge wurde mit 18 zur Wehrmacht eingezogen. Er ließ sich in drei Kriegsjahren nichts zuschulden kommen.

Denn gerade die Katholiken hatten schon bei den letzten freien Wahlen im Jahre 1932 deutlich gegen die Nazi-Partei gestimmt, wie der Vergleich der Katholischen Bevölkerungsanteile mit den Wahlergebnissen der NSDAP deutlich macht. In mehreren Westerwald-Dörfern musste die NSDAP sogar mit unter drei Prozent der Stimmen einen reichsweiten Negativ-Rekord hinnehmen.

Die aktiven Katholiken blieben resistent gegen die Nazi-Ideologie

Vergleich der Katholiken 1934 und der NSDAP-Ergebnisse 1932
Katholischer Bevölkerungsanteil 1934 und der NSDAP-Ergebnisse 1932

Die katholischen Zentrumswähler verhielten sich auch nach der Machtergreifung der NS-Partei weitgehend NS-resistent. Gerade die Mitglieder der katholischen Jugend in den Dornburg-Dörfern blieben zum größten Teil immun gegenüber der Nazi-Ideologie, unterstützt von ihren Kaplänen und dem Diözesan-Jugendpfarrer Dirichs. Die erwachsenen Katholiken wurden durch mehrere bischöfliche Hirtenbriefe und die päpstliche Enzyklika "Mit brennender Sorge" in ihrer Ablehnung der NS-Rassenideologie bestärkt. Die anti-nazistische Haltung der kirchentreuen Frickhöfer Jugend zeigte sich Ende der 30er Jahre in mehreren Aktionen – so die Errichtung des Kreuzes auf dem ehemaligen Nazi-Lagerplatz am Blasiusberg, das Kopieren und Verteilen der Protest-Predigt des Bischofs von Galen gegen die "Euthanasie" und das Niederreißen der Hakenkreuzfahne im damals NS-besetzten Karlsheim in Kirchähr. Der Kreis der aktiven Katholiken – etwa 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung – blieben auch als Wehrmachtssoldaten weitgehend resistent gegen die rassistische NS-Ideologie und den arischen Weltherrschaftswahn.

Im Russlandkrieg konnten die NS-Anhänger ihre Nazi-Sau herauslassen

Dass sich der helle Geist und Schießverweigerer Friedhelm plötzlich zum zynischen Zivilistenmörder wandelt, ist weder im Film nachvollziehbar aufgezeigt noch in der Wirklichkeit wahrscheinlich. Wahrscheinlicher und belegt ist, dass die Soldatentypen, die schon vorher glühende Nazis und überzeugte Rassisten waren, solches unsoldatisches Verhalten wie Ermorden von Zivilisten an den Tag legten, das teilweise noch brutaler war als im Film gezeigt.

Ein Frickhöfer Soldat erzählte nach seiner Heimkehr, was er persönlich im Russlandkrieg gesehen hatte: Ein Nazi-Soldat erschoss mit seiner Pistole ein Russenmädchen auf offener Straße. Darauf von den empörten Kameraden angesprochen, sagte er nur: "Das war doch nur eine Russin."

Solches Verhalten von Nazi-Soldaten war die Frucht der nationalsozialistischen Rassismus-Ideologie von den "slawischen Untermenschen". Himmler hatte seinen Leuten eingebläut, dass ihnen "das Leben von tausenden Russenweibern" gleichgültig sein sollte, wenn nur der Panzergraben gebaut würde. Es war diese rassistische Nazi-Disposition, die der Russlandkrieg‚ zum Vorschein brachte’; die überzeugten NS-Anhänger konnten ihren Rassismus im Krieg ausleben, ihre innere Nazi-Sau herauslassen und sich an russischen Zivilisten austoben.

Bis zu einem Viertel der Wehrmachtssoldaten waren fanatisierte Nazis

Kirchähr 1941
Herbert Brötz, hier rechts an der Eingangstür der Kirchähr-Kapelle, organisierte mit anderen katholisch organisierten Jugendlichen aus Frickhofen, Limburg und Wiesbaden im März 1941 eine anti-nazistische Aktion am NS-beschlagnahmten Jugendhaus Kirchähr. Bald darauf wurde Brötz zur Wehrmacht eingezogen und fiel Ende 1943 in Italien.

Diesen entscheidenden Unterschied zwischen den Nazi-ideologisierten Soldaten einerseits und den NS-Distanzierten oder Mitläufern andererseits blendet der Film aus. Ein ungefähres Verhältnis der beiden Gruppen lässt sich etwa aus folgenden Daten erschließen: Bei den letzten freien Wahlen 1932 hatten ca. 25 Prozent der Deutschen für Hitler gestimmt. (In den Gebieten mit katholischer Mehrheitsbevölkerung wie im Westerwald bekam die NSDAP weniger als die Hälfte der Stimmen vom Reichsdurchschnitt.) Die Zahl von 25 Prozent entspricht auch in etwa dem Anteil der "Belasteten" aus den alliierten Nazi-Erfassungsbögen von 1946. Demnach wäre ein Anteil von einem Viertel mehr oder weniger fanatisierter Nazi-Soldaten anzusetzen. In dieser Gruppe sind denn auch vorwiegend die Täter zu suchen, die rassistische und kriegsverbrecherische Aktionen begingen. Die Mehrheit der Wehrmachtssoldaten sind also zu den unfreiwillig Dienstverpflichteten zu zählen, die der NS-Ideologie reserviert bis resistent gegenüberstanden.

Vorurteile der Filmemacher: alle deutschen Soldaten waren böse

Der Film dagegen schert alle Wehrmachtssoldaten über einen Kamm. Damit entlastet er zum einen die wirklichen Nazi-Täter, indem er sie in der grauen Masse verschwinden lässt, zum andern belastet er die Mehrheit der Nazi-distanzierten deutschen Soldaten, indem sie mit den fanatischen Nazisoldaten in einen Topf geworfen werden. Der 38jährige Film-Regisseur Philipp Kadelbach, der sein Handwerk bei Werbefilmen lernte, ging an den Film von vornherein mit dem Vorurteil heran: "Den guten Wehrmachtssoldaten gibt es nicht!" (FAZ 15. 3. 2013). Das heißt auch im Umkehrschluss: Alle deutschen Wehrmachtssoldaten wären mehr oder weniger böse bzw. in Verbrechen verwickelt gewesen, insbesondere auch gegen die russische Zivilbevölkerung. Der Film zeigt mehrere Szenen, in denen das Drangsalieren, Schikanieren und Töten den einfachen Wehrmachtssoldaten zugeschoben wird. In Wirklichkeit war die große Mehrheit der deutschen Soldaten aber eben nicht an diesen kriegsverbrecherischen Übergriffen beteiligt. Freilich: Auch wenn die meisten Wehrmachtssoldaten sich individuell nicht schuldig machten, bleibt für die Rahmenbedingung dennoch festzuhalten, dass die Wehrmacht doch ein Teil des verbrecherischen Hitlerkrieges gegen Stalins Sowjetunion war.

Soldat mit Vogel – guter Soldat; Soldat mit Totenkopf – schlechter Soldat

Ein weiterer "gezogener" Wehrmachtssoldat aus Frickhofen, Josef Schardt, erzählte eine ganz andere Geschichte, die manche Kameraden ohne Nazi-Gesinnung ähnlich erlebt haben dürften:

Kriegsfoto aus dem Kaukasus
1942 im Kaukasus: Bei den Wehrmachtssoldaten und OT-Arbeiter war auch P. Gröschen, der sich mit tscherkessischen Dorfbewohnern vom Stamm der Kabardiner im Ort Stary Uruk fotographieren ließ.
Einmal wurde er von seiner Einheit in Russland ausgeschickt, mit einem Kameraden in einem russischen Dorf Vieh zu requirieren. Josef Schardt fand in einem Haus eine Kuh vor, die er laut Auftrag mitnehmen musste. Die Hausbewohner waren eine ältere Frau und ihre Tochter mit einem kleinen Kind – im Alter seiner eigenen Tochter. Als er den Frauen seinen Auftrag deutlich machte, ging das Jammern und Weinen los: Die junge Frau zeigte auf das Kleinkind und bedeutete, dass sie die Kuhmilch unbedingt für ihr Kind bräuchte. Der deutsche Soldat ließ sich bewegen, von seinem militärischen Auftrag abzulassen, fürchtete aber Repressionen und dass die Kuh bei einer erneuten Requirierung doch mitgenommen werden würde. Er überlegte, dass und wie man die Kuh verstecken könnte. Bei der Inspektion des Hauses kam man auf die Idee, die Kuh über die Treppe auf den Speicher zu bugsieren: Die ältere Frau zog von vorn mit einem Halsband, die beiden Jüngeren, also der deutsche Soldat und die junge russische Mutter, drückten und stemmten von hinten die Kuh Stufe um Stufe nach oben. Die russischen Frauen zeigten sich dankbar und glücklich, als er sich zu seiner Einheit verabschiedete. Der Deutsche hatte mit seinem Verhalten zu der damals bei der russischen Bevölkerung weit verbreiteten Einschätzung beigetragen: "Soldat mit Vogel – guter Soldat. Soldat mit Totenkopf – böser Soldat." (Mit "Vogel" war der Reichsadler gemeint, der als Identitätszeichen an der Wehrmachtsjacke eingenäht war. Der "Totenkopf" war das Zeichen der SS-Einheiten, die im Hinterland der Front ihr mörderisches Regiment führten.)

Die Deutschen sind nicht einfach "das Tätervolk"

Von den fünf Freunden am Ausgangspunkt des Films im Sommer 1941 werden vier im Laufe der Kriegs-Filmgeschichte in Schuld und Verbrechen verstrickt gezeigt – nur der fünfte, Viktor Goldstein, macht alles richtig und ist in seinem Verhalten immer untadelig. Die Botschaft scheint zu sein: die Juden sind die Guten und die Deutschen sind die mehr oder weniger Bösen im 2. Weltkrieg – gleich ob sie als Wehrmachtsoldaten, Lazarettschwestern oder in der Heimat agieren.

Einseitige Darstellungen in Schulgeschichtsbüchern

Auch in Schulbüchern findet man – ähnlich wie im Film - die Tendenz, den Deutschen als "Tätervolk" die Schuld am Krieg aufzubürden. Dies hat aber dann auch genau zur Folge, dass vielfach die Nazi-Verbrecher und ihre entscheidende Verantwortung ausgeblendet werden.

  • In einem Klett-Geschichtsbuch für die Klasse 10 werden die ideologischen Triebkräfte zum Krieg nur marginal behandelt. Es wird weder die nationalsozialistische Rassenideologie von den slawischen "Untermenschen" aufgezeigt noch die faschistische "Volk-ohne-Raum"-Ideologie - mit den entsprechenden Germanisierungsplänen der Naziführer für den imperialistischen Russlandkrieg.
  • Hinsichtlich der nationalsozialistischen Tätergruppen und ihrer Verantwortung werden in dem Mittelstufen-Geschichtsbuch nicht genannt:
    • Himmler und die SS-Führung, der SD als Gestapo der SS, das Rasse- und Siedlungsamt mit ihren Vollstreckungsbrigaden im Vernichtungskrieg hinter der Front,
    • die NS-Parteiführer wie Goebbels und Göring, der mächtige NS-Partei-Apparat, der alle Staatsaktionen dominierte, sowie 11 Millionen NSDAP-Mitglieder, die die nationalsozialistische Eroberungs- und Großmachtpolitik ideologisch mittrugen und die Kerntruppe der kriegsverbrecherischen Aktionen bildeten.
    • Nicht ein einziges Mal erwähnt wird der beherrschende Diktator und Kriegstreiber Adolf Hitler, der den Krieg von Anfang an gewollt, geplant, vorbereitet und vom Zaun gebrochen hatte sowie als Oberbefehlshaber über das Heer eine dominante Stellung einnahm.

Der Diktator Hitler war nicht legitimiert, für die Deutschen zu sprechen

Hitler hatte schon vor Kriegsbeginn am 22. August 1939 im engsten Kreis von Generälen seine Vernichtungskriegsziele und Kriegsführungsmethoden im Osten klar angesagt:
"Ich habe Befehl gegeben - und ich lasse jeden füsilieren, der auch nur ein Wort der Kritik äußert -, dass das Kriegsziel nicht im Erreichen von bestimmten Linien, sondern in der physischen Vernichtung des Gegners besteht. So habe ich, einstweilen nur im Osten, meine Totenkopfverbände bereitgestellt mit dem Befehl, unbarmherzig und mitleidlos Mann, Weib und Kind polnischer Abstammung und Sprache in den Tod zu schicken. Wer redet heute noch von der Vernichtung der Armenier?"

Aber agierte Hitler nicht legitim für Deutschland?

Nein: Hitler war zwar 1932 von einem Viertel der Deutschen gewählt und 1933 legal zum Reichskanzler ernannt worden, aber schon im ersten Machtjahr beseitigte er mit Terror und Manipulation alle demokratischen Wahl- und Kontrollrechte. Nach der damals geltenden (Weimarer) Verfassung hätten 1937 reguläre Reichstagswahlen stattfinden müssen. Jedenfalls muss Hitler 1939 als illegitimer und unkontrollierbarer Diktator angesehen werden, der nicht mehr legitimiert war, für Deutschland und die Deutschen zu sprechen und zu handeln.

Gedenktafel 1 Gedenktafel 2
Gedenktafeln für die Gefallenen und Vermissten des 2. Weltkrieges auf dem Friedhof in Frickhofen.

Eine Neuauflage der NS-Propaganda vom Krieg der Deutschen gegen die Russen

Auch für den Film spielen die Nazi-Ideologie und die NS–Führung, die diesen Krieg vom Zaun gebrochen hatte, nur eine marginale Rolle. Man bekommt fast den Eindruck, als seien ‚die Deutschen’ von sich aus in den Krieg gezogen - ohne die wirklich kriegsverantwortlichen NS-Führer und den obersten Feldherrn. Es gab in der ZDF-Redaktion ernsthafte Bestrebungen, den Film "unsere Mütter, unsere Väter" mit der Tätervolk-Schlagzeile zu belegen: "Der Krieg der Deutschen". Aber auch ohne diese ausdrückliche Titel-Botschaft vermittelt der Film den Eindruck: Alle damaligen Deutschen an der Front und daheim seien mehr oder weniger für die Nazi-Verbrechen mitschuldig gewesen. Gefährlich an dieser Ideologie ist, dass damit die echten Nazis unter der Masse ‚der Deutschen’ verschwinden und somit entlastet werden.

In der Diskussion um die Schuldfrage macht der Film allerdings eine Ausnahme: Die jüdischen Deutschen werden als die allein Guten der Geschichte idealisiert. Daniel Cohn-Bendit, aus einer Nazi-verfolgten jüdischen Familie stammend, hat in der Gesprächsrunde im Anschluss an den Film darauf hingewiesen, dass das in diesem Zusammenhang verwendete Gut-Böse-Schema nicht angemessen sei: ‚Die Opfergruppen einer Verfolgungsaktion sind nicht automatisch die Guten.’ Man sollte ergänzen: Die einzelnen Mitglieder der Tätergruppe sind nicht alle die Bösen, wie der Film es suggeriert. "Die Schwächen des Films", so der FAZ-Leser und Zeitzeuge Ulrich Hering, "liegen darin, dass er Kriegsgeschehen mit zeitgeistgerechter Indoktrination, sprich Kriegsschuld, vermischt".

Zum Schluss DDR-Propaganda vom angeblich sowjetischen Befreier

In diese moralische Schwarz-Weiß-Zeichnung des Films werden auch die Sowjets bzw. Russen einbezogen. Im dritten Filmteil besetzen Soldaten der Roten Armee ein Lazarett, das vom deutschen Personal kurz vorher fluchtartig verlassen wurde. Der Film zeigt zwar, wie Sowjet-Soldaten die zurückgebliebenen Schwerverletzten einfach abknallen und eine deutsche Krankenschwester vergewaltigen. Dann aber wird die "politisch korrekte" Film-Botschaft – im Sinne des offiziellen sowjetischen Selbstverständnisses - durch den Mund einer Sowjet-Kommissarin verkündet: "Die Rote Armee ist keine Truppe von Vergewaltigern, sondern von Befreiern." Vermutlich hat so einen Satz nur ein in der DDR sozialisierter Drehbuchschreiber wie Stefan Kolditz im Kopf. Denn in der "sozialistischen" DDR mussten die Sowjets per Staatsdoktrin als die Sieger und die Guten der Geschichte bejubelt werden, während die Verbrechen der Roten Armee absolut tabuisiert wurden.

Der Vormarsch der Roten Armee - eine Schreckenszeit für Frauen

Nach der historischen Realität ist der obige Satz in beiden Teilen falsch: Aufgehetzt von Sowjet-Propagandisten und geduldet von Stalin, vergewaltigten die Rotarmisten allein in Budapest 50.000 Ungarinnen. In deutschen Gebieten wurden nach den Forschungen von Gerhard Reichling bis zu zwei Millionen Frauen und Mädchen von Mitgliedern der Roten Armee während des Vormarsches bis Berlin vergewaltigt, davon 1,4 Millionen in den Vertreibungsgebieten Ostpreußen, Ostpommern, Ostbrandenburg und Schlesien, 500.000 in der sowjetischen Besatzungszone und 100.000 Frauen in Berlin. Insgesamt 12 Prozent der Vergewaltigungen endeten tödlich für die Opfer.

Das ZDF ist schlecht beraten, die millionenfachen Kriegsverbrechen der Sowjet-Armee an Zivilisten zu vertuschen. Auch die oft gebrauchte Exculpationsformel, dass die schrecklichen Taten von Stalins Rotarmisten als Folgereaktion des Hitlerkriegs eingeordnet und verstanden werden müssten, dürfte nur zur weiteren Verdrängung der Verbrechen der Roten Armee beitragen.

Sowenig Kriegsverbrechen von deutscher Seite geleugnet werden können, dürfen auch Verbrechen der der anderen Kriegsparteien relativiert oder ausgeblendet werden. Politische Korektheit ist ein wichtiges Anliegen, dem aber die Wahrheit nicht geopfert werden darf. Allein die Anerkenntnis von jeweiliger Schuld macht Versöhnung erst möglich.

Es ist ebenfalls ein politisches Märchen – zum zweiten Aussageteil der Sowjetkommissarin -, dass die Sowjets als "Befreier" gekommen wären. Auf drei baltische Länder und fünf Balkan-Staaten setzte Stalin den Stiefel der Roten Armee, um diese Völker mit kommunistischen Zwangssystemen zu tyrannisieren. In der sowjetisch besetzten Zone in Ostdeutschland ersetzte die sowjetische Militäradministration die braune Nazi-Diktatur durch einen roten totalitären Staat, der dann sein Volk mit Mauer und Stacheldraht zusammenhalten musste.

Die DDR-Kommunisten ließen den totalitären Staat rotlackiert wiedererstehen

Dass dieses riesige Volksgefängnis im Film mit dem "besseren Deutschland" zusammengebracht wird, ist eine weitere kommunistische Propagandaformel des ehemaligen DDR-Schreibers Kolditz. Der hatte schon bei einem ebenfalls auf einem von ihm verfassten Drehbuch basierenden Film über Dresden vor einigen Jahren die absurdesten Konstellationen entwickelt, indem er einen der britischen Bombenwerfer, der sogar Churchill mit einer ‚Bestie’ verglichen hatte, zum moralischen Helden bei der Total-Zerstörung von Dresden machte.

Hubert Hecker